Page 9

170877_Bibelgesellschaft_2 2017

Die Bibel ausgelegt ✛ Über die Bekehrung des Missionars und seiner Gemeinde (Apostelgeschichte 10,1 – 11,18) „Welche Kröten müssen wir schlucken, weil wir in einem alten Schema feststecken? Welche Bekehrung brauchen wir, um Gemeinde zu sein für Menschen, die auf dem Weg sind? Welche Aspekte der Sendung Jesu sind für uns wie ein Tuch voller Ekelhaftigkeiten, das uns dreimal ins Gesicht gefahren werden muss?“ die Bibel aktuell | 9 Nach einem Traum, in dem Petrus unreine Tiere schlachten und essen soll, wird er beauft ragt, den gläubig gewordenen Römer Kornelius zu Jesus zu führen. Gott macht es Petrus und der judenchristlichen Gemeinde in Jerusalem und Joppe leicht. Er bringt sie beim ersten Schritt zu den Nichtjuden in Verbindung mit einem gottesfürchtigen Mann, der Liebe besitzt für das jüdische Vermächtnis. Dennoch müssen die Leiter der Urgemeinde einen großen Sprung aus ihrer Komfortzone machen. Unser Text erzählt nicht nur, wie Gott in das Leben eines suchenden Menschen eingreift , sondern auch von dem, den Gott hier holen lässt, den Missionar. Was passiert bei denen, die Gott auf Mission schickt? Denen, die sich in Bewegung setzen sollen, die aber noch erfassen müssen, welche Dimension der Auft rag des Herrn Jesus für sie hat? Das Sensationelle an der Geschichte ist nicht die Bekehrung des römischen Hauptmanns, der mit seiner Einheit womöglich auch bis Carnuntum und Vindobona, also nach Österreich, gekommen ist. Es ist die Bekehrung des Missionars und der Gemeinde. Da ist Petrus, der ein Tabu brechen muss, und den es bei dem, was Gott ihm da hinhält, ekeln muss. Und da ist eine jüdische Gemeinschaft , eindeutig Dietrich Fischer-Dörl ist Pastor einer Baptistengemeinde in Wien. Seit 2016 arbeitet er im Vorstand der Österreichischen Bibelgesellschaft mit. Visionen des Petrus, Jeremias Falck, nach Domenico Feti, nach Johann Liss, 1655–1677, Reichsmuseum Amsterdam Jesus verpfl ichtet, aber fest im Glauben, dass das Heil allein für das auserwählte Volk gilt. Beide erleben eine Bekehrung, denn Jesus schließt seinen Dienst nicht mit einer Sendung nach Jerusalem und Judäa ab, sondern weiter ins „ungläubige“ Samaria und bis ans Ende der Erde (Apg 1,8). Es muss für Petrus und die Gemeinde erschütternd gewesen sein: Dass ein Gottesfürchtiger, der schon so nah dran ist, ein Jude zu werden, nicht beschnitten werden soll, jetzt aber getauft und mit dem Heiligen Geist ausgestattet wird, als sei er zu Pfi ngsten in Jerusalem selbst dabei gewesen. Diese „Krot“ mussten sie erst schlucken. Welche Kröten müssen wir schlucken, weil wir in einem alten Schema feststecken? Welche Bekehrung brauchen wir, um Gemeinde zu sein für Menschen, die auf dem Weg sind? Welche Aspekte der Sendung Jesu sind für uns wie ein Tuch voller Ekelhaft igkeiten, das uns dreimal ins Gesicht gefahren werden muss? Mission ist keine Einbahnstraße. Die Sendung Jesu wird vor uns nicht Halt machen. Misstrauen und Zögerlichkeiten kommen unter die Räder, wenn der Heilige Geist uns in eine unerwartete Richtung in Bewegung setzt. Dann sehen wir: Da sind Menschen, an denen handelt Gott ganz anders, und es stimmt dennoch mit seinem Plan überein. Die Großzügigkeit Gottes entspringt seiner Liebe, seiner Sehnsucht nach dem Menschen. Diese Sehnsucht ist die Triebfeder, und wenn wir nur eine geringe Ahnung von ihr haben, dann haben wir verstanden, was der Geist Gottes eigentlich will. Dann werden wir seine Leitung auch im Vertrauen annehmen können.


170877_Bibelgesellschaft_2 2017
To see the actual publication please follow the link above