12 VON ABRAHAM BIS ZACHARIAS
VON ABRAHAM
BIS ZACHARIAS.
BIBLISCHES ALTERN
In biblischer Zeit war die Lebenserwartung niedriger als heute.
Nur wenige wurden älter als 70 oder in seltenen Fällen 80 Jahre
(Ps 90,10). Die Altersangaben in den ersten Büchern der Bibel sind
jedenfalls symbolisch zu verstehen, Metuschelach (sein Name wird
traditionell als „Methusalem“ ausgesprochen), hält dabei mit 969
Lebensjahren den Rekord, Henoch lebte 365 Jahre (1 Mos/Gen 21ff);
Abraham mit „nur“ 175 Jahren und Mose mit 120 Jahren nehmen sich
dagegen bescheiden aus.
Das Altern ist mit Einschränkungen verbunden. Im
Prediger werden sie sogar die Jahre, die einem nicht
gefallen, genannt (Pred 12,1). Graue Haare und nach-lassende
körperliche Kräfte sind Zeichen des Alters.
Der gealterte Isaak hat seine Sehkraft verloren – und
segnet den „falschen“ Sohn (1 Mos/Gen 27,1ff). Auch der
98-jährige Priester Eli kämpft mit Sehbehinderung; ein
Sturz bringt ihn zu Tode (1 Sam 4,15.18). Der achtzig-jährige
Barsillai klagt darüber, dass er Geschmack und
Gehör verliert (2 Sam 19,36).
Das Erreichen eines hohen Alters bringt für Frauen nach
dem Tod ihres Mannes oft Armut mit sich. So bemerkt
Jesus, dass die zwei Kupfermünzen, die die Witwe im
Tempel spendet, „alles, was sie zum Leben hatte“ seien
(Mk 12,41ff). Noomi, die Witwe, darf sich im Alter nach
der Trauer um ihren Mann und ihre beiden Söhne wieder
freuen, als ihre Schwiegertochter Rut mit Boas ein Kind
bekommt – für sie ist Obed wie ein eigenes Enkelkind
(Rut 4).
Dass Gottes Treue gerade alternden Menschen gilt, be-tont
Jesaja: „Auch bis in euer Alter bin ich derselbe, und
ich will euch tragen, bis ihr grau werdet.“ (Jes 46,4)
Abraham und Sara zeigen, dass das Alter auch Chancen
bietet. Auf Gottes Verheißung, dass sie ein Segen sein
sollen, brechen sie, 75-jährig, auf in ein unbekanntes
Land (1 Mos 12). Ihr Vertrauen auf Gott – bei allen Un-zulänglichkeiten,
die nicht verschwiegen werden sollen
– wird nicht enttäuscht: im „biblischen Alter“ von 100
Jahren wird ihnen der verheißene Sohn, Isaak, geboren.
Im Neuen Testament werden Zacharias und seine Frau
Elisabeth, die als „alt“ und „hochbetagt“ bezeichnet wer-den,
durch Gottes Fügung noch dankbare Eltern Johan-nes
des Täufers (Lk 1,18.57-66).
Der Besuch der drei Engel bei Abraham. Ingeborg-Psalter (Frankreich,
um 1200) Copyright: akg-images /Erich Lessing