ÖSTERREICH 15
Ich bin in Salzburg in der Volksmis-sion
gläubig geworden und fühlte
mich zum vollzeit-missionarischen
Dienst berufen. Nach der Bibelschule
fragte mich 1956 der eifrige Bibelbote
Johannes Butschek, ob ich mir vorstel-len
könnte, Bibelbote bei der Bibelge-sellschaft
zu werden. Damals wusste
ich noch nicht viel über die Bibelge-sellschaft,
und sagte einfach „Ja“.
Im selben Jahr heirateten meine Frau
und ich in Salzburg. Hochzeitsreise?
Nein, dafür hatten wir keine Zeit – wir
wollten beide nach Wien. Das war die
Zeit der Ungarnrevolution, im Bibel-haus
übernachteten viele Flüchtlinge
und wir hatten viel zu tun, um Gottes
Wort unter ihnen zu verbreiten.
DAS AUTO VOLLGEPACKT MIT
BIBELN
Meine Frau war viel alleine mit den
zwei kleinen Kindern in Graz. Bis zu
vier Wochen dauerten die Vortrags-reisen.
Ich war im Burgenland oder
in Linz unterwegs, kam aber auch
bis Salzburg, Dornbirn oder Bludenz
– das Auto immer vollgepackt mit
Bibeln oder Bibelausstellungen.
So eine Bibelausstellung dauerte
meistens eine ganze Woche. Wir
EIN LEBEN FÜR DIE
BOTSCHAFT DER BIBEL
Als Bibelbote reiste er durch ganz Österreich,
führte Schulklassen durch Ausstellungen und
hielt Vorträge. Immer im Gepäck dabei: die
Bibel. Johann Hanek ist heute 94 Jahre alt.
Für „die Bibel aktuell“ erinnert er sich an
36 bewegte Jahre als Bibelbote.
mieteten einen großen Saal, oder die
Katholiken hatten einen. Tagsüber
kamen Schüler, nachmittags Senio-ren,
abends hielten wir Vorträge. Die
älteren Damen und Herren hörten
gerne zu bei den Berichten über die
Bibelübersetzung und Bibelverbrei-tung.
Den Schülern gefiel es immer,
wenn ich einige Verse Griechisch zi-tierte
und glaubten mir nicht, dass ich
diese nur auswendig gelernt hatte!
BISCHOF WEBER UND DIE BIBEL-VORTRÄGE
In den ersten Jahren hatten wir zu
Hause in Graz ein Bibellager, später
verkauften wir die Bibeln über das
Bibelhaus. Immer wieder kamen
Leute zu uns und verlangten nach
einer Bibel. Anfangs sahen es die
Schwestern im Krankenhaus nicht
gerne, dass wir Evangelien verteil-ten.
Nach dem Zweiten Vatikani-schen
Konzil kamen viele von ihnen
selbst zu uns ins Bibellager und
nahmen Evangelien mit!
Wenn eine Bibelausstellung in Graz
war, hielt der katholische Bischof Jo-hann
Weber gerne einen Vortrag. Da
wusste ich: Wir müssen viele Bibeln
parat haben, weil danach alle eine
Bibel wollen!
„BIBEL IST UNSER TÄGLICHES
BROT“
1992 durfte ich mit 60 Jahren in
Pension gehen. Seitdem holen wir
viel gemeinsame Zeit nach und
können uns auch mehr Zeit für die
Andacht nehmen. Jeden Morgen
nach dem Frühstück lesen wir in den
Losungen. Die Bibel ist unser geist-liches,
tägliches Brot.
Obwohl die Zeit als Bibelbote sehr
schwer war, weil ich viel unterwegs
war, tut es mir nicht leid. Wir zehren
heute noch von dem, was ich erlebt
habe.
Elisabeth, willst du auch etwas
sagen?
Elisabeth: Wir können Gott nicht
genug danken, dass es uns so gut
gehen darf – dass wir so liebe Kin-der,
Enkel und Urenkel haben, aber
auch sehr liebe Nachbarn. Ich sage
meinem lieben Hans: Womit haben
wir das verdient? Das ist Gnade, und
ich kann nur danken.
Ines Schaberger hat die
Erinnerungen von Johann
und Elisabeth Hanek
aufgezeichnet.
Johann Hanek blickt dankbar auf sein
Leben zurück. Foto: Privat