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✛ Österreich Gastfreundschaft und Liebe Dorothea Hoba hat seit vielen Jahren ein Herz für Asylwerber und hat im Ruhestand auch Deutschkurse für sie angeboten. Im Gespräch mit Katharina Wallner schildert die heute 80-jährige Missionarin ihre Erfahrungen. Wie kamen Sie zu Ihrer Arbeit mit Migranten? Noch während meiner Dienstzeit für die Mission für Südosteuropa nahm ich an einem Kongress teil. In einem Workshop lernten wir Lieder auf Türkisch. Ich machte daraufh in einen Türkisch-Intensivkurs in Istanbul. Später besuchte ich Asylheime in Regensburg und verteilte Evangelien in verschiedenen Sprachen. Einmal war ich eine Zeit lang nicht mehr ins Asylheim gegangen. Daraufh in hat eine Asylantin gesagt: „Sie waren aber lange nicht da!“ Sie haben dann in Kärnten Deutschunterricht für Asylwerber gegeben … Ja, etwa fünf Jahre lang, auch im Asylwerberheim auf der Saualm und im Reiskofelbad. Aus Altersgründen habe ich allerdings vor einiger Zeit die Verantwortung abgegeben. Die meisten Asylwerber kamen aus Afghanistan und dem Iran, manche aus der Mongolei, aus Tadschikistan und Tschetschenien, und es gab Kurden aus verschiedenen Ländern. 10 | die Bibel aktuell „Man kann sich ohnehin mit allen verständigen, wenn man ihnen mit Liebe begegnet.“ DOROTHEA HOBA Mit Englisch und Russisch kommt man jedenfalls sehr gut durch. Man kann sich ohnehin mit allen verständigen, wenn man ihnen mit Liebe begegnet. Wie kann man Asylwerbern helfen? Mit Gastfreundschaft ! Ich wünsche mir, dass die Familien sich öff nen und Fremde einfach einladen. Ein Gastarbeiter ist aus Deutschland nach Hause zurückgekehrt. Seine Bekannten fragten ihn, wie es denn in Deutschland gewesen sei? Er antwortete: „Was soll ich euch erzählen? Ich war nie bei ihnen zu Hause.“ Es ist auch hilfreich, Asylwerber bei Behördengängen zu begleiten. Man muss gar nicht viel sagen. Es hilft , dass man einfach da ist. Dann wird ihnen auch mehr Geduld entgegengebracht. Von der Bibelgesellschaft bekommen Sie Bibeln für Flüchtlinge … Ja, meistens auf Farsi für Flüchtlinge aus dem Iran und Afghanistan und natürlich auch auf Arabisch. Gerne wird ein Neues Testament genommen – und dann vergleichen sie es mit ihren heiligen Schrift en. Sie erzählen auch über Träume, die sie gehabt haben. Die Person Jesus fasziniert sie, vor allem seine Barmherzigkeit. Bibeltexte über Heilungen oder Gebetserhörungen berühren sie sehr. Afrikaner lesen die Bibel natürlich meist auf Englisch. Welchen Rat möchten Sie weitergeben? Nur wenige Menschen versuchen, sich in die Situation der Asylwerber hineinzuversetzen. Aber es bleibt ein biblischer Grundsatz: Hab’ den Fremdling lieb! Die Begegnungen mit den „Fremden“ ist ein Geschenk Gottes. Trau dich! Erzähle ihnen von deinem Glauben, höre umgekehrt aber auch ihnen gut zu, wenn sie erzählen. Sie reden gerne über ihren Glauben. In ihren Kulturen ist der Glaube keine Privatsache so wie bei uns. Aber halte dich zurück mit dem Missionieren. Dein Leben spricht lauter als deine Worte. Deshalb ist die Bibelverbreitung in ihren jeweiligen Sprachen so wichtig. Flüchtlinge sind selbstständige Persönlichkeiten. Sie müssen und wollen selber lesen, prüfen, vergleichen, beobachten, Fragen stellen und brauchen vor allem sehr viel Zeit. Herzlichen Dank für das Gespräch! Das ausführliche Gespräch mit Dorothea Hoba fi nden Sie auf unserer Website unter Dauerprojekt Flüchtlinge.


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