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✛ Bibel im Leben „Wie Luther damals stellt sich auch die Basis- Bibel heute in den Dienst der Verkündigung des Evangeliums, der Botschaft von Gottes allumfassender Liebe zu seiner Schöpfung.“ HANNELORE JAHR aktuell | die Bibel aktuell 13 am Rand. Doch ihren vollen Funktions- und Informationsumfang entfaltet die BasisBibel erst in den digitalen Ausgaben: Im Internet (basisbibel.de), als App für mobile Endgeräte oder klassisch als DVD-ROM. „Crossmedial“ lautet hier das Zauberwort. Alte Texte sprechen lassen Die Menschen der Bibel hatten andere Vorstellungen von der Welt als wir heute, und eine Bibelübersetzung hat die Aufgabe, zwischen damals und heute zu vermitteln. Ein Beispiel für diese Herausforderung fi ndet sich gleich im 1. Schöpfungsbericht (1 Mos 1,6 f). Welche Vokabel ist für das „Ding“ zu wählen, das Gott erschafft , um die Wasser voneinander zu trennen? In der Lutherbibel heißt es „Feste“. Heute wird dieses Wort kaum noch gebraucht, allenfalls als altmodisches Synonym für „Festung“. Für die BasisBibel kommt es nicht infrage. Der Übersetzer hat den Begriff „Gewölbe“ vorgeschlagen. Passt das zum Himmel? Denkt man eher an dunkle Kellergewölbe oder an mittelalterliche Kathedralen? Welche Bedeutungen schwingen beim hebräischen raqi’a mit? Die einschlägigen Wörterbücher sind sich mit den Vorschlägen „(Himmels-)Gewölbe“ und „Feste“ einig, bieten aber auch die Erklärung „feste Platte“, und „Gehämmertes“, „Gestampft es“. Also bleibt die Redaktion erstmal beim Gewölbe. Dagegen legt jedoch die exegetische Durchsicht Widerspruch ein. Man müsse sich den Himmel, von dem in 1. Mose 1 die Rede ist, vielmehr als (Haus-)Dach der Welt vorstellen, das als Platte auf den Horizontbergen aufl iegt. Diese Platte stelle in der altorientalischen Vorstellungswelt zugleich den Boden des Himmels dar, in dem die Götter bzw. Gott und sein Hofstaat leben. Der deutsche Begriff „Gewölbe“ sei daher sachlich falsch. Der Gegenvorschlag „Firmament“ ist für die BasisBibel auch nicht zu gebrauchen – Fremdworte werden nach Möglichkeit vermieden. Das Redaktionsteam zieht weitere Fachliteratur zu Rate. Dort ist von der „Himmelsplatte“ die Rede, die im Alten Testament als Bollwerk gegen die Chaoswasser dient. Was hat man sich darunter vorzustellen? Von allen vorgeschlagenen Begriff en ist das Wort „Dach“ das im Deutschen gebräuchlichste und mit den klarsten Vorstellungen verbunden. Was spräche dagegen, einfach dieses Wort zu verwenden? Eigentlich nur die Tatsache, dass der Schöpfungsbericht ein sehr bekannter Text ist und keine andere Übersetzung dieses Wort benutzt. Schlussendlich einigt sich das Team auf das Dach. Zusätzlich gibt es via Link eine kurze Anmerkung, die die Doppelfunktion dieses Daches als Dach der Welt und Boden des Himmels erklärt. Das Evangelium verkünden Wie Luther damals stellt sich auch die BasisBibel heute in den Dienst der Verkündigung des Evangeliums, der Botschaft von Gottes allumfassender Liebe zu seiner Schöpfung. Was heißt das aber für die Übersetzung – vor allem alttestamentlicher Texte? Urtextnähe bedeutet ja auch, die Texte aus ihrem historischen Kontext heraus zu verstehen, also alttestamentliche Texte nicht direkt christologisch zu interpretieren. In 1. Mose 1 ist gleich der erste Schöpfungsbefehl ein Beispiel für die Vielschichtigkeit einer biblischen Aussage vor diesem Hintergrund. Sowohl vom Urtext als auch vom Deutschen her könnte man hier gut mit ‚es soll hell sein‘ übersetzen. Dennoch entscheiden wir uns für die traditionelle Übersetzung mit „Licht“. Nur so lässt sich der Bezug zu den für den christlichen Glauben zentralen Aussagen des Johannesevangeliums herstellen: Christus als Licht der Welt (Joh 8,12), dessen Ankunft das Dunkel der irdischen Schuld und Hoff nungslosigkeit erhellt. Dr. Hannelore Jahr ist evangelische Th eologin und Germanistin. Sie leitet den Bereich Lektorat / Übersetzung bei der Deutschen Bibelgesellschaft in Stuttgart.


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