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Estland ✛ aktuell | die Bibel aktuell 5 Estland auf einen Blick Estland ist das nördlichste Land des Baltikums und liegt am Finnischen Meerbusen. Es grenzt im Süden an Lettland, im Osten an Russland und im Norden und Westen an die Ostsee. Rund 69% der Bevölkerung sind Esten, daneben gibt es eine starke russische Minderheit (25% der Bevölkerung). Die Mehrheit der Esten ist heute konfessionslos. Bevölkerung 1,325 Millionen Hauptstadt Tallin (Reval) Amtssprache Estnisch Religion 54,1 % Konfessionslose, 16,1 % Orthodoxe Christen, 10,9 % Protestanten, 0,4 % Katholiken, 0,3 % andere Christen, 1,6 % Andere, 16,6 % keine Angabe Quellen: UBS, Estnische Bibelgesellschaft, wikipedia.org gegeben. Der Pietismus betonte die große Bedeutung der persönlichen Frömmigkeit der Gemeindemitglieder. Um diese zu leben, brauchten Menschen die Möglichkeit, die Bibel in ihrer eigenen Sprache lesen zu können. Im Jahr 1715 erschien die Übersetzung des Neuen Testaments in nordestnischer Sprache von Johann Gutsleff . Direkt aus dem Hebräischen wurde in den 20er-Jahren des 18. Jahrhunderts das Alte Testament von einer Gruppe von Pfarrern übersetzt und im nächsten Jahrzehnt unter der Leitung von Pfarrer Anton Th or Helle, dem Pastor der Jüri (St. Georgs-)Gemeinde, bearbeitet. Der Druck sollte sich allerdings wegen Geldmangel bis zum Jahr 1739 verzögern, bis die fi nanzielle und technische Unterstützung durch den Pietisten Graf Nikolaus Ludwig von Zinzendorf ihn möglich machte. Obwohl die Schulbildung und damit auch der Grad der Alphabetisierung sich stetig verbesserte, war die Verbreitung der Bibel auf Estnisch alles andere als erfolgreich. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts besaß nur jeder zwanzigste Haushalt eine eigene Bibel oder ein Neues Testament. Gründung der Bibelgesellschaft Diese Situation änderte sich erst durch das Engagement der Bibelgesellschaft en: Nachdem 1804 die Britische und Ausländische Bibelgesellschaft (BFBS) in London gegründet worden war, wandten sich bereits 1806 zwei engagierte Christen aus Estland an diese. Im Jahr 1813 wurden in Tallinn und Tartu Bibelgesellschaft en als Niederlassungen der Gesellschaft in St. Petersburg gegründet. Durch die Unterstützung der BFBS konnten nicht nur Bibeln, sondern auch Katechismen, Bibellesehilfen, Gebets und Gesangsbücher sowie Predigtbände gedruckt werden. Die Bibelgesellschaft in St. Petersburg revidierte die estnische Bibel in den Jahren 1822 und 1825; die dritte revidierte Ausgabe wurde bereits von der neuen Bibelgesellschaft im Jahr 1835 gedruckt. Dadurch besaß 1845 bereits jeder dritte Haushalt eine Bibel. Im Jahr 1889 wurde das von Jaan Bergmann veröff entlichte Neue Testament bereits gemäß den neuen Sprachgewohnheiten veröff entlicht; im selben Jahr wurde die revidierte Bibelausgabe von Carl Malm gedruckt. Bibel-Schmuggel nach Estland Als die Sowjetunion im Jahr 1940 Estland besetzte, hatten die Kirchen und missionarische Aktivitäten unter schweren Repressalien zu leiden. Der Druck und Import von Bibeln wurde verboten. Während des Zweiten Weltkrieges fl oh ein beträchtlicher Teil der estnischen Oberschicht aus Furcht vor den Gräueltaten des Sowjetregimes und ließ sich im Westen, bevorzugt in Schweden, nieder. In den 1950er- und 60er-Jahren entstand (mit Unterstützung der BFBS) eine neue Übersetzung unter den Exil-Esten in Schweden, die 1968 veröff entlicht wurde. Vor allem diese Bibelausgabe wurde nach Estland geschmuggelt und bis heute ist sie die beliebteste Bibelausgabe mit mehr als 200.000 verbreiteten Exemplaren. In Estland selbst unterdrückte das totalitäre Regime jeden Versuch der Verbreitung von religiösen Schrift en. Das Neue Testament in der Übersetzung von Toomas Paul konnte erst 1989 veröff entlicht werden, als der Zerfall der Sowjetunion begann. Nach der Unabhängigkeit Estlands konnte umgehend auch im Jahr 1991 die Bibelgesellschaft in Estland wieder eröff net werden. Jaan Bärenson, Direktor der Estnischen Bibelgesellschaft ; Übersetzung: Jutta Henner Jaan Bärenson spricht in seiner Ausstellung über die Bibel in Estland.


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