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✛ Äthiopien dass die Arbeit an der Bibel sie jeden Tag präge und verändere. „Bei allen bisherigen Übersetzungen wurde für ‚Herr‘ und ‚Gott‘ dasselbe amharische Wort verwendet. Aber im Amharischen gibt es dafür zwei verschiedene Worte, was der neuen Bibelübersetzung dann auch mehr emotionale Tiefe gibt.“ Hörbibel bringt Licht Mit einer schrift lichen Bibelübersetzung ist die Arbeit der Bibelgesellschaft jedoch nicht zu Ende. Da die Analphabeten Rate in Äthiopien sehr hoch ist, kommt Hörbibeln eine besondere Bedeutung zu. Erst seit den 1970-er-Jahren bietet die Regierung freie Bildung an. So konnten viele der heute über 45-Jährigen nicht zur Schule gehen. Die 51-jährige Zenebech Zabba ist eine von ihnen. Sie kann weder schreiben noch lesen. Drei ihrer Kinder starben an Unterernährung. Sie erzählt: „Als meine Kinder starben, war das Leben wirklich schrecklich für mich. So suchte ich Gott.“ Sie berichtet, wie die Bibelgesellschaft ihr helfen konnte: „Es gibt keinen anderen Weg, im Glauben zu wachsen, als das Wort Gottes zu hören. Wenn man es nicht hören kann, ist alles dunkel. Die Hörbibel hat meiner Familie und dem ganzen Dorf Licht gebracht.“ Vertiefter Glaube Mit dem „Faith Comes By Hearing“-Programm („Der Glaube kommt vom Hören“) stellt die Bibelgesellschaft in Äthiopien nicht nur Hörbibeln und Abspielgeräte zur Verfügung, sondern organisiert auch Bibelhörgruppen. Eine solche Bibelhörgruppe trifft sich auch im Dorf von Sellase: Vier Mal in der Woche kommen etwa 40 Teilnehmer zusammen, hören miteinander biblische Texte und tauschen sich darüber aus. Auch über Probleme in ihren Familien, im Dorf und in der Kirche kommen sie ins Gespräch. „Mein Glaube hat sich durch diese Bibelhörgruppe vertieft , ich vertraue Gott mehr und ich kann andere auf dem Weg des Glaubens begleiten“, sagt Sellase, ein Kleinbauer. Mittlerweile gibt es Äthiopien bereits 6.000 solcher Gruppen, weitere 1.500 sind geplant. 6 | die Bibel aktuell „Die katholische Kirche übernimmt eine Pionierrolle, weil sie eine Frau ins Übersetzungsteam aufgenommen hat.“ PATER ASSEFA Ausgrenzung verhindern Die HIV-Prävention ist ebenfalls ein wichtiges Anliegen der Äthiopischen Bibelgesellschaft . Laut UNAIDS, dem gemeinsamen Programm der Vereinten Nationen zur Reduzierung von Aids, leben heute rund 790.000 Menschen in Äthiopien mit dem HI-Virus. Die Bibelgesellschaft hilft mit dem Good Samaritan-Projekt (GSP, „Barmherziger-Samariter-Programm“). Die äthiopische Regierung steht diesem sehr off en gegenüber. Das Programm wird inzwischen in allen Ministerien durchgeführt, darüber hinaus in städtischen Einrichtungen und Schulen. Projektkoordinator Endrias Kacharo erklärt den Hintergrund des GSP: „Äthiopien ist kulturell sehr konservativ geprägt. Deshalb hatten viele Betroff ene Angst, zuzugeben, dass sie sich mit HIV infi ziert hatten. Die Ausgrenzung der Betroff enen war weit verbreitet, auch in den Kirchen. In den vergangenen zehn Jahren hat sich viel verändert. Die Anzahl der Neuinfektionen ist drastisch zurückgegangen.“ Die Trainer der GSP-Seminare erhalten von der Bibelgesellschaft Poster, DVDs und Broschüren mit Informationen zu HIV und Aids und ermutigenden biblischen Geschichten. Jeder, der an einem GSP-Seminar teilnimmt, erhält ein Teilnehmerheft . „Jahr für Jahr verbreiten wir 10.000 Teilnehmerheft e – und das seit 10 Jahren“, erklärt Kacharo. Lebensperspektive und Hoff nung Die 37-jährige Abeyot Godana ist HIV-positiv und engagiert sich für das Good Samaritan-Projekt: „Im Jahr 1998 habe ich erfahren, dass ich HIV-positiv bin. Ich wurde sehr krank. Im Krankenhaus sagten die Ärzte mir, dass ich sterben würde. Ich hatte damals alle Hoff nung aufgegeben. Es war eine ganz schlimme Zeit. Man sagte uns, dass wir nicht mehr dazugehörten und wir wurden weggejagt. Eines Tages besuchte mich ein Team des GSP am Krankenbett. Sie haben mir wieder einen Funken Hoff nung gegeben. Ich habe erkannt, dass Leben auch mit HIV möglich ist. Deshalb möchte ich heute meine eigenen Erfahrungen an andere in dieser Situation weitergeben. Wir möchten, dass Betroff ene wissen, dass es für sie eine Lebensperspektive und Hoff nung gibt!“ Abeyot wurde von Mitgliedern einer Besuchsdienstgruppe im Rahmen des GSP besucht. Diese Gruppe ist eine von vielen, die Betroff ene unterstützen und begleiten. 1998 gab es 30 Mitglieder in diesen Gruppen; heute sind es bereits 600! Das Übersetzungsteam mit Rita Arkebe (links) und Pater Dr. Daniel Assefa (Zweiter von links).


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