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Österreich ✛ die Bibel aktuell | 9 Die Bibel und das liebe Geld Ein Religionslehrer sammelt alte Münzen. Seine Schüler sollen etwas aus der Zeit der Bibel angreifen können, wenn sie die biblischen Geschichten hören: Münzen, die schon Jesus in der Hand gehabt haben könnte. Dreißig Münzen aus biblischer Zeit. Das ist die Münzsammlung von Walter Hylkema. Der pensionierte Religionslehrer stellte sie der Bibelgesellschaft zur Verfügung: „Ich möchte, dass viele Menschen diese Münzen sehen können.“ Daraus erwuchs die Ausstellung „Die Bibel und das liebe Geld – Münzen der Bibel erzählen Geschichte( n)“, die während der Langen Nacht der Kirchen am 10. Juni im Bibelzentrum eröff net wurde. Die Archäologin Susanne Lorenz übernahm die wissenschaft liche Aufarbeitung der Münzen und erstellte ein Konzept und 20 farbige Schautafeln. Eine Verbindung zur Bibel zu knüpfen war neu für sie: „Die immerwährende Aktualität der Bibel – das nehme ich von dieser Arbeit mit.“ Diese hat sie auch in ihre Tafeln eingearbeitet: Das „Scherfl ein der Witwe“ (Markus 12,41-44) beleuchtet das Spendenverhalten; bei den „Arbeitern im Weinberg“ (Matthäus 20,1-15) geht es um Existenzsicherung. Der Jerusalemer Tempel war Haus Gottes und Wirtschaft sstandort zugleich, hier wechselten die Gläubigen Geld und bezahlten die Tempelsteuer. Geld spielte aber auch am Anfang und am Ende des Lebens Jesu eine Rolle. Die Eintragung in die Steuerlisten erzwang die beschwerliche Reise von Maria und Josef nach Bethlehem, berichtet Lukas 2,1-7. Ein Bestechungsgeld von 30 Silberlingen ermöglichte Jesu Gefangennahme, seinen Tod am Kreuz und seine Auferstehung. Die Ausstellung lädt ein, die Münzen zu betrachten, die Geschichten in der Bibel nachzulesen und ihre Botschaft mit dem eigenen Leben zu verknüpfen. Zeitgeschichte auf Münzen Die gezeigten Münzen und vor allem die großformatigen Schautafeln geben Einblick in den Alltag in biblischer Zeit: welche Münzsysteme im Umlauf waren und wieviel sie damals wert waren, warum ein Zöllner so unbeliebt, und wer arm, wer reich war. Münzen dienten nicht nur als Zahlungsmittel, sie transportierten Informationen und erzählen so Zeitgeschichte. Kaiser oder Statthalter verewigten ihr Porträt oder ihre militärischen Leistungen auf den Münzen. Die Münzen in der Ausstellung führen zu Alexander dem Großen, Kaiser Augustus oder Pontius Pilatus. Der Wert eines Menschenlebens Judas verriet Jesus an die Hohenpriester – aber für wie viel? „30 Stück Silbergeld“ heißt es im Matthäusevangelium. Wahrscheinlich handelte es sich bei dem Silbergeld um eine Tetradrachme aus Tyros. Der Name kommt vom griechischen Wort „tetra“ für die Zahl Vier und bedeutet, dass die Münze vier Drachmen wert ist. Eine Tetrachdrachme hat den Wert eines damaligen Schekels. Deren heutigen Gegenwert festzustellen, ist schwierig. In der Bibel selbst fi nden sich Hinweise: Nach Matthäus 27,3-10 konnte Judas sich mit den 30 Silberlingen einen Acker kaufen, groß genug, um sich damit eine Lebensgrundlage zu schaff en. 30 Silberlinge waren auch der Gegenwert eines Menschenlebens. Diese mussten laut dem Alten Testament (2.Mose/Exodus 21,32) entrichtet werden, wenn ein Sklave von einem Rind getötet wurde. Text: Ines Schaberger Foto: Ruth Duschet Lucia und Elisabeth bestaunen Münzen aus biblischer Zeit. Judas verriet Jesus an die Hohen priester – aber für wie viel? „30 Stück Silbergeld“ heißt es im Matthäusevangelium.


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