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Bibel im Leben ✛ die Bibel aktuell | 13 DIE BIBEL Einheitsübersetzung Ebenso ist der biblische Sprachgebrauch bei Metaphern und Vergleichen oft wörtlicher beibehalten: Die „Hand“ bleibt eine „Hand“ und wird bei metaphorischer Redeweise nicht mehr aufgelöst zu „Macht“, „Gewalt“ oder „Herrschaft “. Der „Bund“ wird „aufgerichtet“ und nicht mehr „geschlossen“. Der Text wurde auch an den aktuellen Sprachgebrauch angepasst, so dass z. B. das Modewort „betroff en sein“ nun dem biblischen „Staunen“ oder „Erschrecken“ Raum gibt, „Leute“ wieder zum „Volk“ werden und Maria und Elisabeth „schwanger werden“ anstatt zu „empfangen“. Auch sprachliche Hinzufügungen wurden zurückgenommen, nun beginnt 1 Kor 15,36 knapp mit: „Du Tor! ..:“ und nicht mehr als ganzer (aber hinzugefügter) Satz: „Was für eine törichte Frage!...“ Off ensichtliche Fehler in der Übersetzung wurden ebenfalls korrigiert, so dass der Blindgeborene (Joh 9,11) nun nicht „wieder“ sieht, sondern eben erstmals „sehen kann“ oder David „rötlich“ und nicht etwa „blond“ ist (1 Sam 16,12). Analog zu anderen deutschsprachigen Übersetzungen wie z. B. der Lutherbibel umschreibt die neue Einheitsübersetzung den nicht auszusprechenden Gottesnamen mit „HERR“ (in Kapitälchen) und macht ihn so eindeutig erkennbar. Bisher gab es etwa in 150 Belegstellen die Variante „Jahwe“ oder einfach die Anrede „Herr“, die aber nicht deutlich machte, dass hier der Gottesname verwendet ist. Eine Überraschung wird für viele die Einführung von inklusiver Sprache sein, wenn eine Gruppe aus Männern und Frauen besteht, wie z. B. in der Anrede an die Gemeinde als „Brüder und Schwestern“ in den Paulusbriefen oder bei der Bezeichnung „Kinder“ statt „Söhne“. Diese Entscheidung bedeutet aber nicht, dass aus „Mann“ immer „Mensch“ wird. So lautet Ps 1,1 weiterhin: „Selig, der Mann …“ („Selig“ allerdings ersetzt das sprachlich schwache „wohl“.) Die von Paulus gegrüßte Apostelin namens Junia (Röm 16,7) wird als solche genannt. Vollständig überarbeitet wurden auch die Einleitungen zu den biblischen Büchern, die Überschrift en über Sinnzusammenhänge, die Anmerkungen sowie die Anhänge. Besondere pastorale Chancen Die Überarbeitung der Psalmen wird vermutlich die größten Emotionen auslösen, weil man mit diesen Texten oft persönlich intensiv in langer Gebetspraxis verbunden ist. Der Anfang des 23. Psalms lautet jetzt: 1Der HERR ist mein Hirt, nichts wird mir fehlen. 2 Er lässt mich lagern auf grünen Auen und führt mich zum Ruheplatz am Wasser. 3 Meine Lebenskraft bringt er zurück. Er führt mich auf Pfaden der Gerechtigkeit, getreu seinem Namen. 4 Auch wenn ich gehe im fi nsteren Tal, ich fürchte kein Unheil; denn du bist bei mir, dein Stock und dein Stab, sie trösten mich. Eine von heute aus gesehen eigenartige „Hebraisierung“ des Titels „Christus“ zu „Messias“ wurde zugunsten des griechischen Begriff s gestrichen. Intensive Rückmeldungen gibt es bereits zur Umschreibung des Gottesnamens in 2 Mos/Ex 3,14. Hier wurde aus dem „Ich-bin-da“ das sprachlich korrektere „Ich-bin“. „Da antwortete Gott dem Mose: Ich bin, der ich bin. Und er fuhr fort: So sollst du zu den Israeliten sagen: Der Ich-bin hat mich zu euch gesandt.“ DIE BIBEL Einheitsübersetzung Dr. Katrin Brockmöller ist geschäft sführende Direktorin des Katholischen Bibelwerkes e.V. in Stuttgart. Ausgaben der revidierten Einheitsübersetzung erscheinen ab Dezember 2016 und sind bei der Bibelgesellschaft erhältlich: http://shop.bibelgesellschaft .at. DIE BIBEL Einheitsübersetzung Die Bibel (blau) Revidierte Einheitsübersetzung 2017, gebunden, s/w-Layout, Nr. 44000, € 10,20 Die Bibel – Revidierte Einheitsübersetzung 2017 gebunden, mit Leseband, Nr. 4401 (petrol), 44002 (beere), je € 20,60


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