Womit wir wieder beim Quäntchen Verrücktheit wären:
Zehn Tage vor dem 4-Tages-Etappenrennen an
der Côte d’Azur, bei dem insgesamt 208 Kilometer
zurückgelegt werden müssen, hat Lukas den Ironman
in Italien absolviert, für sich allein schon eine
extreme Herausforderung für den Körper. Er selbst
hatte deshalb keine hohen Erwartungen – und letztlich
den zehnten Platz von insgesamt 300 Startern
belegt. Seine Erklärung klingt, als wäre es das Natürlichste
auf der Welt: „Die Sonne, das Essen, das Meer,
die Landschaft, die Trails und die gute Stimmung
haben mir so viel Energie gegeben“, schwärmt der
Sportler.
Das Roc d’Azur hat Lukas ganz besonders viel Spaß
gemacht. Bei einem Rennen geht es für den jungen
Oberösterreicher darum, sich weiterzuentwickeln.
„Mit jedem Mal an die Grenzen gehen verschiebt
man die Grenzen nach hinten“. Und das gehe für
ihn viel besser im Ausland, dort kann er sich weiterentwickeln.
„In Österreich kann dir passieren, dass
du von 70 Kilometern 65 auf Forststraßen fährst. Ich
fahre auch mal gern auf Forststraßen, aber in Frankreich
oder Spanien ist das etwas ganz anderes. Ich
blicke aufs Meer und denke mir nur ‚Danke, dass ich
das erleben darf‘.“
Warum das „Radl fahren“ sein Ding ist, ist für Lukas
ganz klar: „Ich hab auch mal Fußball gespielt, aber
da ist man auf zehn andere angewiesen. Wenn ich
beim Radfahren den ersten Platz mache, dann, weil
ich gut war. Das ist meine ganz eigene Leistung.“
Das Laufen wird auch nicht mehr seins und jedem
Hobbysportler bleibt bei seiner Begründung wohl
erst einmal der Mund offen stehen: „Das ist mir zu
anstrengend, da musst du immer was tun. Beim Radfahren
hab ich Erholungsphasen, wenn’s bergab
geht, muss ich nicht treten. Wenn ich beim Laufen
stehen bleibe, bleibe ich genau das – stehen.“ Außerdem
könne man beim Laufen nicht in so kurzer
Zeit so viele Kilometer machen. Denn je länger das
Rennen dauert, desto mehr taugt es Lukas. Auch
wenn das heißt, wie in Frankreich in vier Tagen über
4700 Höhenmeter zurückzulegen. Womit wir wieder
beim Spaß wären: „Ich liebe einfach Rennen, wo ich
mir unter der Quälerei immer wieder sagen kann,
‚schau dir diese Landschaft an, sei dankbar, dass du
hier sein kannst‘. Wenn du im Ziel ankommst, voll fertig
und froh bist, dass es vorbei ist, und dir gleichzeitig
denkst, ‚diesen Trail oder jenen Abschnitt möchte
ich bitte sofort noch einmal fahren‘.“ Denn ein
großer Reiz der internationalen Rennen liegt für ihn
genau darin: in der Wiederholung: „Beim ersten Mal
schaut man, dass man durch kommt, beim zweiten
Mal geht es darum, wie schnell kann ich den Berg
runter fahren, ohne dass es mich aufhaut.“
Sein Start beim Roc d’Azur 2018 steht deshalb auch
schon fest, denn wer einmal bei einem solchen Rennen
dabei gewesen sei, der „will immer mehr davon“.
Aber jetzt ist trotz aller Liebe zum Radfahren einmal
Pause angesagt: Seit Oktober ist Lukas nicht mehr
auf dem Rad gesessen, „irgendwann g’fallt dir das
Radl nimmer“, meint er. Bis es im März wieder mit
den ersten Rennen losgeht, geht er inzwischen Skitouren
und – laufen.
„Wie schnell kann ich sein, ohne dass
es mich aufhaut?“
ROC d’Azur:
Herausforderung auf Französisch
Bei einer der größten Mountainbike-Veranstaltungen
der Welt gehen an fünf Tagen mehr als 20.000
Sportlerinnen und Sportler an den Start und legen
pro Etappe zwischen 25 und 90 Kilometer zurück. Das
Beste am Rennen, dass von den Machern der Tour
de France organisiert wird, ist laut Lukas Kaufmann
ganz klar: Landschaft, Stimmung, Verpflegung und
„ein Finisher-Shirt, das man nicht mehr ausziehen will!“
www.rocazur.com
„Mit jedem Mal an die Grenzen gehen
verschiebt man die Grenzen.“
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