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„Ich bin drei Schritte zurückgegangen. Und jetzt geh
ich wieder vorwärts“
Auf unterschiedlichen beruflichen Wegen unterwegs
ist Martina nun seit drei Jahren, ihrem Arbeitsbeginn
bei Rochelt, nicht mehr. Bis dahin sollte es aber noch
ein wenig dauern – mit Hindernissen: Nach ihrem
letzten, sehr fordernden Job beschloss Martina, dass
es Zeit für eine grundlegende Veränderung war.
Nebenberuflich hatte sie bereits seit längerem in
der Erwachsenenbildung gearbeitet, unterrichtet
seit nunmehr 15 Jahren an der Uni Linz und der
Fachhochschule in Steyr. „Ich dachte mir: Wenn ich
doch so gern unterrichte, wer weiß, vielleicht ist das
total schön.“ Ihre Bewerbung über den Landesschulrat
fruchtete schnell in einer Stelle – die erwartete Freude
stellte sich allerdings nicht ein. Mit Anfang 40 wagte
Martina Winkler also einen kompletten beruflichen
Neustart. Und war bereit, für eine Teilzeitstelle
– die Lehrtätigkeit wollte sie unbedingt weiter
ausführen – auch drei Schritte zurückzugehen, ohne
Leitungsfunktion oder Teamverantwortung. Womit
sie nicht gerechnet hatte: der Diskriminierung, der sie
sich plötzlich gegenüber sah. „Ich bewarb mich auf
Stellen, auf die ich perfekt gepasst hätte – und wurde
kein einziges Mal zu einem Gespräch eingeladen.
Bis mir eine befreundete Recruiterin gesagt hat,
warum: Wenn du aus dem öffentlichen Dienst kommst
und über 40 bist, kommst du sofort auf den Absage-
Stapel.“
Bis sie eine Stellenausschreibung von Rochelt sah. Es
gab endlich ein Bewerbungsgespräch – das richtig
gut lief. „Ich bin drei Schritte zurückgegangen“,
erzählt Martina Winkler, „und jetzt bin ich wieder
am Vorwärtsgehen.“ Mittlerweile leitet sie die
Bereiche Finanzen und Business. Einen Teil ihrer
Aufgabenbereiche hat sie als Karenzvertretung für
eine Kollegin übernommen, nach deren Rückkehr
wird sich ihr Jobprofil vielleicht wieder ändern. Wer
mit Martina spricht, merkt schnell, dass das für sie
gar kein Problem ist, denn: „Bei Rochelt passt es auf
vielen Ebenen.“ Und fügt hinzu: „Es ist nur sieben
Kilometer von meinem Wohnort entfernt. Und wenn
ich will, kann ich über einen Wald- und Wiesenweg in
die Arbeit fahren.“ Und wir wissen ja jetzt: Wenn eine
damit umgehen kann, wenn es auf dem ein oder
anderen (Lebens-)Weg einmal holprig wird, dann ist
es Martina.
Fotos © Luise Reichert