World-Tour statt Future-Turniere
Heuer wird sich auf den unteren Ebenen im professionellen Herren-Tennis einiges verändern.
Der sportliche Leiter des Tiroler Tennisverbandes, Daniel Huber, gibt Einblicke in die von der ITF
kreierten aber stark kritisierten neuen Formate. Er klärt für die „insideout“-Leser umfassend auf.
Auf den ersten Blick scheint es, als
wolle man sich seitens der internationalen
Verbände auf die kommende Zeit
ohne ihre Top-Spieler Roger Federer,
Rafael Nadal, Novak Djokovic oder Andy
Murray rüsten. Selbstverständlich spielt
auch der finanzielle Aspekt hierbei eine
nicht zu vernachlässigende Rolle. Der
Davis Cup wurde vom internationalen Tennisverband
(ITF) fast bis zur Unkenntlichkeit
umgekrempelt, und auch die ATP
zieht mit diversen Neuerungen nach.
Wie heißt die neue Tour?
Neues Jahr, neuer Name – die Begri¦e „ITF
Pro Circuit“ und „ITF Junior Circuit“ gibt es
nicht mehr. Ab sofort heißt die komplette
Serie „ITF World Tennis Tour”, inklusive
eines neuen Designs und neuer Logos. Der
lange kursierende Arbeitstitel „Transition
Tour“ wird nicht mehr verwendet.
Welche Kategorien gibt es?
Anstatt alles zu di¦erenzieren, wird nun
vieles zusammengefasst. Zur neuen „ITF
World Tennis Tour“ zählen alle ITF Jugendturniere
sowie alle Turniere der Kategorie
15.000 US-Dollar und 25.000 US-Dollar bei
den Herren und Damen. Bei den Damen
gehören auch die mit 60.000 bis 100.000
US-Dollar dotierten Turniere noch zur
Serie, bei den Herren sind Events dieser
Größenordnung weiterhin der ATP Challenger
Tour zugeordnet.
Warum wurde umstrukturiert?
Für die Umstrukturierung gibt es verschiedene
Gründe. Der Wichtigste ist die stärkere
Verknüpfung zwischen dem Jugend-
und Erwachsenenbereich. Der Weltverband
ITF sieht sich gemeinsam mit den
nationalen Tennisverbänden in der Verantwortung,
den Spielerinnen und Spielern
beim schwierigen Übergang vom Nachwuchs
ins Profitennis einen klar strukturierten
Weg aufzuzeigen. Außerdem sollen
die neuen Strukturen dafür sorgen, dass
mehr Spielerinnen und Spieler auch wirklich
14 insideout april – nov. 19
von dem erworbenen Preisgeld leben
können und so auch das Thema illegale
Sportwetten eindämmen.
Warum gibt es nun zwei Ranglisten?
Die WTA vergibt nun erst ab 25.000
US-Dollar Preisgeld Weltranglistenpunkte.
Bei den 15.000 US-Dollar-Turnieren erhalten
die Spielerinnen sogenannte „ITF-Weltranglistenpunkte“.
Bei den Herren ist das
in dieser niedrigsten Kategorie genauso,
bei den höherwertigen Events jedoch
unterscheidet sich die Regelung von der
bei den Damen. Bei 25.000 US-Dollar-Turnieren
und bei ATP-Challengern wird nämlich
um zweierlei Rankingpunkte gespielt
- für die ITF-Weltrangliste und für das
ATP-Ranking. Bei Jugendturnieren gibt es
ausschließlich Punkte für die ITF-Jugendweltrangliste.
Wer darf wo mitspielen?
Vereinfacht gesagt: Mit einem guten
ITF-Ranking hat man die Möglichkeit, bei
Events der nächsthöheren Kategorie, in
der um WTA- bzw. ATP-Punkte gespielt
wird, einen Platz im Hauptfeld zu erhalten.
Das bedeutet: Bei jedem 15.000 US-Dollar
Turnier werden fünf Startplätze für Top
100-Spieler der ITF-Jugendrangliste vergeben.
Bei jedem 25.000 US-Dollar-Turnier
sind fünf Startplätze für Spielerinnen und
Spieler der ITF-Weltrangliste reserviert.
Und bei einem ATP Challenger gibt es vier
feste Plätze für Spieler mit einer ITF-Weltranglistenplatzierung
im Hauptfeld sowie
drei in der Qualifikation (ausgenommen
ATP Challenger 125). Wer also eine gute
ITF-Weltranglistenposition hat, kann auch
in ein Challenger-Hauptfeld einziehen,
obwohl Spieler mit einem besseren
ATP-Ranking gemeldet haben.
Massivste Kritikpunkte
Erstens werden zwei Ranglisten geführt.
Zweitens können WENIGER Spieler/innen
an diesen Einsteigerturnieren teilnehmen,
weil die Rastergröße der Qualifikation
komplett gekürzt wurde. Mittlerweile
wurde ein 32 Raster installiert. Und drittens
werden weniger Turniere im Vergleich
zu 2018 durchgeführt.
international
Wohin geht die Turnier-Entwicklung bei der ITF, fragt sich Tirols sportlicher Leiter Daniel Huber.