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Das Potenzial ist groß, die Chance da und plötzlich hängt der Schläger am berühmten Nagel. Matthias
Haim will kein Tennis-Profi mehr sein und wieder einmal endet eine Karriere, bevor sie begonnen
hat. Haim ist einer von vielen, die in diesem Alter Schluss machen. Die Gründe dafür ähneln sich.
„Tennis war mein Traum“, sagt Matthias
Haim. Vor knapp einem Jahr schien der
Wunsch Wirklichkeit zu werden. Der Kolsasser
hatte im Juli in Bad Schussenried
(GER) sein erstes Future-Turnier gewonnen
und mehr denn je für seinen Sport
gebrannt. Plötzlich steht der Satz vom
Traum aber in Vergangenheitsform.
Im November beendete der 21-Jährige seine
Karriere. Eine beinah gerissene Bicepssehne
im Schulterbereich sollte schließlich
der Anfang vom Ende sein. „In der Zeit als
ich zu zwei, drei Monaten Pause gezwungen
war, ist mein Entschluss gereift“, sagt
der Unterländer, der in Dornbirn bei
Joachim Kretz trainierte. Die Antwort auf
16 insideout april – nov. 19
die Frage nach dem „Warum“ klingt nach
keiner einfachen: „Dass ich aufhöre, hat
mehrere Gründe.“
Die Reform der Weltrangliste:
Die Umstellung der Weltrangliste des Tennisweltverbandes
ITF und der beschränkte
Zugang zu den Future-Turnieren ist eine
Erklärung. Haim spricht von „komplettem
Chaos“, das es gerade Spielern auf seiner
Ranglistenposition besonders schwer
mache. Noch im Oktober war er auf Platz
457 (Karriere-High) gestanden, am Sprung
also. Jetzt ist alles anders. „Die jungen
Spieler tun sich durch die Umstellung blutig
hart“, bestätigt Daniel Huber, sportlicher
Leiter beim TTV und Trainer von Tirols
Nummer eins Alexander Erler. Wer nicht in
die verknappten Raster von Futures
rutscht, dem fehlen Turniere und Rhythmus:
„Es gibt keine Alternative, außer vielleicht
nationale ÖTV-Herrenturniere.“
Die richtige Einstellung:
Auch bei Haim selbst hatte sich zuletzt
etwas verändert: „Mir ist alles nicht mehr
so leicht gefallen, es war schwer, sich täglich
zu überwinden.“ Die Tiroler Trainerlegende
Hakan Dahlbo (u.a. Coach von Horst
Skoff ATP 17, Sylvia Plischke WTA 27,
Yvonne Meusburger WTA 37,…) ortet zu
wenig Geduld als einen Grund für ein frühzeitiges
Karriereende: „Oft fehlt das Verständnis,
wie lange es wirklich dauert, um
Das Ende vor dem Anfang
Von Höhen und Tiefen war die Tennis-Laufbahn von Matthias Haim geprägt. Ausgerechnet am Höhepunkt seiner Karriere hängte der 21jährige das
Profi-Racket an den Nagel.