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was wurde aus patricia wartusch
Tennissport als Lebensschule
Vor 14 Jahren beendete die Tirolerin im Alter von 26 Jahren ihre Profi-Karriere. Die Leidenschaft
war geschwunden und der Körper von Verletzungen und Schmerzen geplagt. Sie blieb aber dem
Tennissport als Trainerin und Coach erhalten.
18 insideout april – nov. 19
Als kleines Mädchen begeisterte sich
Patricia für Tennis. Ihre Mutter
brachte sie mehrmals in der Woche aus
dem Außerfern nach Innsbruck zum Training.
Mit 14 kam sie ins Internat und ins
Sport-BORG in der Landeshauptstadt.
Früh wollte sie in die Welt hinaus und Tennis
bot ihr dazu die Möglichkeit. Als sich
die Erfolge einstellten, traf sie mit 18 die
Entscheidung, ins Profi-Tennis einzusteigen,
sie trainierte in der Südstadt und
nach zwei Jahren war sie unter den Top
100. Das Leben als Profi gefiel ihr, sie
liebte das Reisen. Im Rückblick hätte sie
mit 16 auf die einhändige Rückhand umgestellt,
wie man es ihr damals geraten
hatte, und bei der Trainerwahl vielleicht
einmal anders entschieden. Insgesamt ist
Patricia zufrieden mit dem, was sie
erreicht hat. Auch das frühe Karriereende
2005 ist für sie stimmig. Sie hat seither
kein einziges Tennismatch mehr gespielt.
Zu ihren schönsten Erlebnissen als Tennisprofi
zählen der erste Turniersieg in
Bogotá, der Einlauf bei den Olympischen
Spielen in Sydney und der Fed-Cup am
Innsbrucker Bergisel.
Gegenüber dem Tennissport fühlt sie sich
demütig und dankbar: Disziplin und Haltung,
Fairness und Selbständigkeit, Entschlussfreudigkeit
und Verantwortung –
das hat sie durch ihn gelernt. Sie nennt
Tennis eine Schule fürs Leben.
Nachdem sie jahrelang den Focus auf Tennis
gelegt hatte und in der Welt unterwegs
gewesen war, gönnte sie sich ein Jahr
Pause. Sie ließ sich in Innsbruck nieder
und hatte viel Zeit für Freunde, Familie und
die Neuorientierung. Bald bekam sie von
Håkan Dahlbo (Gründer der ESTESS Tennis
Academy in Seefeld) das Angebot, Yvonne
Meusburger als Touring-Coach zu begleiten,
was ihr für mehrere Wochen viel Spaß
machte, letztlich war aber der Wunsch
nach Tirol als Lebensmittelpunkt größer.
Auf einige Monate als Jugend-Scout für die
Firma Kneissl folgte das Engagement als
Trainerin bei ESTESS in Seefeld. Eine
berufsbegleitende Ausbildung als Mental
Trainerin kommt ihr dabei zugute. Am
wohlsten fühlt sie sich am Tennisplatz, bei
der Arbeit mit Menschen, egal ob im Spitzen
oder Breitensport. Jetzt gilt ihre Leidenschaft
dem Training von Kindern, das
fordernd ist, ihr aber auch sehr viel gibt.
Als junger Profi dem Glamour durchaus
zugeneigt, ist sie inzwischen bescheiden
und naturverbunden geworden. Sie geht
am liebsten ohne Handy auf die Alm und
genießt den Perspektivenwechsel. Der
Familienmensch Patricia schätzt die Werte,
die ihr die Eltern vermittelt haben: Das
waren Wurzeln und Flügel, Unterstützung
und Vertrauen, leben und leben lassen.
Die Liebe der Eltern war nicht abhängig
von Siegen und Niederlagen. Bereits mit 17
ließen sie sie – zwar nicht ganz begeistert
– allein nach Brasilien fliegen. Damals
waren, im Gegensatz zu heute, die Eltern
nicht bei den Turnieren dabei. Das heutige
Damentennis findet Patricia eher langweilig,
ihr fehlen Variation und Spielwitz. Sie
bewundert den Jahrhundertsportler Roger
Federer.
Margareth Graf
PATRICIA WARTUSCH
• Geb. 5.8.1978 in Ehenbichl/Reutte
• Wohnort: Innsbruck
• Ausbildung: Matura am Sport-
BORG, Mental-College in Bregenz,
staatl. geprüfte Tennislehrerin
• Beruf: Tenniscoach
• Spielt Tennis seit dem 6. Lj.
• Profi von 1997-2005
• Bestes Ranking:
65. im Einzel, 22. im Doppel
• Erfolge:
2 WTA- und 5 ITF-Titel im Einzel,
6 WTA- und 6 ITF-Titel im Doppel,
Bilanz im Fed Cup:
6 Siege, 12 Niederlagen
• Hobbies: verschiedenste
Sportarten, Lesen