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✛ Österreich 12 | die Bibel aktuell Blick von vorne auf den Flügelaltar mit seinen 157 biblischen Bildern. © Foto: KHM Mit seiner Entstehungszeit um 1538/40 führt der Mömpelgarder Altar in die erste Generation der Reformation und in eine Zeit des Ringens um die Frage, was religiöse Kunst soll und darf. Kleine Einzeltafeln, unglaubliche 157 an der Zahl, bilden nebeneinandergesetzt die Vorder- und Rückseiten von Flügeln eines großen Wandelaltars. Im geschlossenen Zustand steht man schon der typischen Gesamtkomposition gegenüber, nämlich einem Register aus Einzelszenen. Diese erzählen das Heilsgeschehen Jesu Christi, beginnend außen mit der Ankündigung der Geburt Johannes des Täufers, im Inneren abschließend mit dem Pfi ngstereignis. Einmal, zweimal, ja ein drittes Mal muss man die Flügel auf beiden Seiten aufk lappen, um dem komplett geöff neten Altar und in dessen Zentrum dem einzig größeren Registerbild gegenüberzustehen, der Kreuzigung Jesu Christi. Sie steht der reformatorischen Verkündigung entsprechend im Zentrum. Reformatorisch ist auch das Grundprinzip, nur tatsächlich im Neuen Testament nachlesbare Szenen (gehäuft Jesu Predigten bzw. Gleichnisse) zu verbildlichen. Kombiniert werden die dargestellten Geschehnisse mit den zugrundeliegenden biblischen Textpassagen und Angaben der Schrift stellen – wiederum den reformatorischen Anliegen entsprechend in deutscher Sprache. Dabei wird dem Betrachter sofort deutlich, dass das „Wort“, der Text, besonders prominent in jeder der Szenen platziert ist – und teilweise fast die Hälft e der Fläche einnimmt. Damit übernimmt der Altar gleichsam die Funktion der Predigt. Der biblische Text folgt übrigens nicht dem berühmtesten deutschen Bibeltext der Reformationszeit, Luthers Bibelübersetzung, sondern off enkundig einer Evangelienharmonie, die gewisse regionale Spracheigenheiten besitzt. Bibel im Bild In der Kunstkammer des Kunsthistorischen Museums in Wien wird eines der interessantesten Kunstwerke der frühen Reformation präsentiert, der sogenannte Mömpelgarder Altar. In 157 Bildtafeln werden Bibeltext und Bild zusammen dargestellt. „Das ‚Wort‘, der Text, ist besonders prominent in jeder der Szenen platziert. Damit übernimmt der Altar gleichsam die Funktion der Predigt.“


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