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✛ Nichts Menschliches ist der Bibel fremd Da sagte Jesus: „Ich verurteile dich auch nicht. Geh! Aber tue von jetzt an kein Unrecht mehr.“ (Johannes 8,11 BasisBibel) Schon mein ganzes Leben begleitet mich die Bibel. Ich habe mich einmal mehr, einmal weniger intensiv mit ihr auseinander gesetzt. Speziell in meinem Beruf als Religionslehrerin hat mich die Bibel beschäft igt, schließlich bildet sie die Grundlage unseres Glaubens. Viele Menschen meinen, dass die Bibel ein verstaubtes, altes Buch sei, das vielleicht ein paar interessante Geschichten enthält, aber mit unserem heutigen Leben nichts zu tun hat. Gerade die Schicksale der biblischen Gestalten haben jedoch sehr viel mit unserem Leben gemeinsam und können uns helfen, unsere Probleme in den Griff zu bekommen. Die Bibel ist ein wahres „Lebensbuch“, denn ihr ist nichts Menschliches fremd. 8 | die Bibel aktuell In einer meiner Unterrichtsgruppen gab es einen Schüler, für den alles fad und uninteressant war, sodass er immer wieder provozierte und störte. Wir hatten im Unterricht die Geschichte von Simson und Dalila (Richter 14-16) durchgenommen. In der nächsten Stunde ließ ich als Wiederholung die Kinder erzählen, woran sie sich noch erinnerten. Plötzlich meldete sich genau jener Schüler, und schilderte die Geschichte bis in kleinste Detail. Wir waren alle erstaunt über sein Wissen. Seine Erklärung dafür war: „Der Simson ist ein toller Kerl, ein richtiger Held“. Eine andere Gestalt aus dem Alten Testament, die immer wieder gut ankam, ist David. Die jüngeren Kinder haben sich eher mit dem jungen Hirten verglichen (1. Samuel 16), während die älteren am erwachsenen David erkennen konnten, dass auch Menschen, die Gott auswählt, in ihrem Leben Fehler machen und damit umzugehen lernen müssen (2. Samuel 11+12). Schließlich erinnere ich mich gerne an eine Stunde, in der ich die Geschichte von „Jesus und der Ehebrecherin“ (Johannes 8,3-11) besprochen habe. In meinem Unterricht habe ich auch gerne darauf hingewiesen, dass Künstler sich mit biblischen Stoff en befasst haben. In diesem Fall habe ich den Schülerinnen und Schülern Bilder verschiedener Maler zu dieser Geschichte gezeigt. Schließlich habe ich ihnen auch Musik aus der Oper „Stiff elio“ von Giuseppe Verdi vorgespielt. Die Ouvertüre ist ein mitreißendes Stück Musik und so wippten und klatschten die Kinder ganz von selbst im Takt mit. In der Schlussszene dieser Oper wird eben diese Bibelstelle vorgetragen und das „Nicht verurteilt werden“, das Verzeihen Jesu, wird ganz intensiv zum Ausdruck gebracht. Diese Beispiele zeigen, dass man zur Bibel verschiedene Zugänge fi nden kann. Immer wieder begegnen uns Th emen aus der Bibel in der Malerei, in der Musik, in der Literatur. Es lohnt sich und ist spannend, die entsprechenden Geschichten im Original nachzulesen. Lassen Sie sich also verführen zum Lesen in der Bibel – auch durch ein Bild, eine Geschichte oder durch ein Musikstück. Brigitte Kohlweg arbeitet im Vorstand der Bibelgesellschaft mit. Sie war viele Jahre als altkatholische Religionslehrerin tätig. Die Bibel ausgelegt Jesus und die Ehebrecherin; Lee Myung Ui (Korea), Verfolgung, 1981 (Wasserfarbe). „Immer wieder begegnen uns Themen aus der Bibel in der Malerei, in der Musik, in der Literatur. Es lohnt sich (…), die entsprechenden Geschichten im Original nachzulesen.“ BRIGITTE KOHLWEG


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