Page 13

P161187_Bibel_aktuell_02_2016

✛ Bibel im Leben „Es wird eine neue und doch vertraute Bibel sein: vertraut in ihrem Klang, aber neu in ihrer Gestaltung und ihrem Schriftbild.“ Sven Bigl koordiniert bei der Deutschen Bibelgesellschaft in Stuttgart die Öff entlichkeitsarbeit zur neuen Lutherbibel 2017 – www.lutherbibel2017.de. die Bibel aktuell | 13 exakter heißen: „Und siehe, da war ein großes Beben im Meer“. Luther selbst verwendete den Begriff „Ungestüm“, der als Nomen heute aber nicht verständlich erscheint. Besonders umfangreich war die Überarbeitung der Apokryphen. Hier wurde erstmals durchgehend die Textfassung der Septuaginta zugrunde gelegt, die antike griechische Fassung der alttestamentlichen Schrift en. Dadurch musste in einigen Teilen auch die Verszählung neu erstellt werden. Während sich trotz der Vielzahl der veränderten Verse der Wortbestand in Altem und Neuen Testament um lediglich 5 Prozent änderte, lag der Anteil in den Apokryphen bei über 80 Prozent. Der sprachlichen Entwicklung Rechnung tragen Neben der sprachlichen Zuverlässigkeit galt es auch der sprachlichen Entwicklung Rechnung zu tragen. Missverständliche und unverständliche Begriff e der 1984er Fassung wurden für die Lutherbibel 2017 behutsam angepasst. Ein Beispiel dafür ist der Begriff „Erbgut“ (4. Mose 18,20), der seine Bedeutung in den Bereich der Genetik verlagert hat und für den stattdessen „Erbteil“ gewählt wurde. Ein weiteres Beispiel ist der unverständlich gewordene Ausdruck „Wehmutter“ (1. Mose 35,17), der durch das gebräuchliche „Hebamme“ ersetzt wurde. In Abwägung von Texttreue und Verständlichkeit war es ein besonderes Anliegen, das sprachliche Profi l der Lutherbibel wieder zu schärfen. Im Verlauf der letzten Revisionen waren sprachliche Modernisierungen vorgenommen worden, welche die prägnante Luthersprache mit ihren kraft vollen Bildern und dem charakteristischen Rhythmus an vielen Stellen verfl achten. Neben den hebräischen und griechischen Grundtexten war daher die letzte von Luther selbst verantwortete Fassung von 1545 eine weitere Grundlage, die zur Orientierung herangezogen wurde. Vielfach stellte sich dabei heraus, dass Luther zu seiner Zeit genauer gearbeitet hat als die späteren Revisoren. In etwa einem Drittel aller Änderungen konnten die Bearbeiter dem „Original Luther“ folgen. In Psalm 42 wird es beispielsweise wieder heißen „Wie der Hirsch schreit nach frischem Wasser“ anstatt „lechzt nach frischem Wasser“, denn diese Fassung ist sowohl textlich präziser als auch bei Luther selbst belegt. Ein Beispiel für den Erhalt der kernigen Lutherausdrücke fi ndet sich in Matthäus 12,34, wo es wieder heißen wird: „Ihr Otterngezücht, wie könnt ihr Gutes reden“, während die vorhergehenden Revisionen den Begriff „Schlangenbrut“ wählten. Kernstellen Neben den eigentlichen Bibeltexten wurden auch die verschiedenen Zwischenüberschrift en, die Sacherklärungen, Landkarten und angegebenen Parallelstellen gründlich überprüft und überarbeitet. Zudem wurden sämtliche Kernstellen überprüft . Die Tradition dieser hervorgehobenen Verse geht auf Luther selbst zurück und stellt eine Besonderheit der Lutherbibel dar. Ihr Bestand allerdings hat sich im Lauf der Revisionsgeschichte immer wieder geändert. Für die Lutherbibel 2017 wurden vor allem theologische Kernsätze in diesen Kanon aufgenommen. So wird der Vers in Römer 5,8 in Zukunft fettgedruckt sein: „Gott aber erweist seine Liebe zu uns darin, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren.“ Reduziert wurden dagegen moralisierende und belehrende Verse. Bereits im vergangenen September konnte auf der Wartburg der überarbeitete Text an den Ratsvorsitzenden der EKD, Heinrich Bedford-Strohm, übergeben werden. Zuvor hatte der Rat der EKD den Text bereits bestätigt und zum allgemeinen Gebrauch im Gottesdienst empfohlen. Daraus ein „Buch der Bücher“ zu machen ist nun Aufgabe der Deutschen Bibelgesellschaft in Stuttgart, die das Verlagsrecht der Lutherbibel innehat. Es wird eine neue und doch vertraute Bibel sein: vertraut in ihrem Klang, aber neu in ihrer Gestaltung und ihrem Schrift bild. Auf der Wartburg bei Eisenach übersetzte Martin Luther im Winter 1521/22 das Neue Testament ins Deutsche.


P161187_Bibel_aktuell_02_2016
To see the actual publication please follow the link above