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✛ Ukraine Gottes Wort für Schülerinnen und Schüler Die „blaue Kinderbibel“ war und ist ein Renner in der Ukraine, nicht nur bei den Kindern. Schuldirektorin Natalya Slobodska suchte lange nach dieser Ausgabe. Nun endlich haben alle ihre Schüler eine Kinderbibel von der Ukrainischen Bibelgesellschaft erhalten. Nach langem Warten erhalten die Kinder eine Bibel. Unmittelbar vor den Sommerferien haben die Kinder der christlichen Schule „Das lebendige Wort“ in Lviv/Lemberg eine Bibel erhalten. Die 32-jährige Direktorin der Schule, Natalya Slobodska, sagt: „Die Bibeln sind für die Familien der Kinder sehr wichtig.“ Eines der Kinder ist ihr Sohn Illya. Er blättert begeistert in der Bibel. „Illya ist stolz auf seine erste eigene Bibel. Meine eigene Kinderbibel, die ich im Alter von sieben Jahren bekommen hatte, war billig, mit grauem Umschlag und ohne Farben“, erzählt Natalya. Grau und Blau Sie war bei ihrer Großmutter, als Natalya zum ersten Mal die graue Kinderbibel sah: „Ich erinnere mich an das Zimmer meiner Großmutter. Die Kinderbibel stand im Bücherregal. Meine Großmutter hatte es geschafft , diese billige Ausgabe im Jahr 1990 zu kaufen. Ich las gerne darin, und bald hatte ich die ganze Bibel gelesen.“ Viele Jahre später habe sie die gleiche Kinderbibel in schönen Farben und mit blauem Umschlag gesehen: „Ich beschloss, sie eines Tages meinen eigenen Kindern zu kaufen. Als Illya geboren wurde, suchte ich nach dieser blauen Bibel, aber es war unmöglich, sie zu besorgen.“ Umso glücklicher ist sie, dass ihr Sohn nun eine Bibel erhalten hat. 6 | die Bibel aktuell Die siebzig Kinderbibeln, welche die Bibelgesellschaft an jenem Tag vor den Sommerferien verteilt hat, sind für die Familien von zentraler Bedeutung, denn viele von ihnen sind nicht in der Lage, die Kinderbibeln selbst zu kaufen. Sie erhalten aufgrund der wirtschaft lichen Situation in der Ukraine keinen Lohn. Wenn die Kinder jedoch in eine christliche Schule gehen, kommen sie am Abend nach Hause und wollen die biblischen Geschichten vor dem Schlafengehen hören. Dann müssen die Eltern die Möglichkeit haben, sie ihnen vorzulesen. Schwierige Vergangenheit Natalya erzählt von ihrer Kindheit: „Ich erinnere mich, dass meine Mutter, eine leidenschaft liche orthodoxe Christin, mich sonntags mit in die Kirche nahm.“ Natalya war damals im Jahr 1987 fünf Jahre alt, als Glasnost und Perestroika in der Sowjetunion aufk amen. Off enheit und Umgestaltung waren die Zielrichtungen der Reformen von Michail Gorbatschow. Natalya konnte auch die Bibelstunden in der orthodoxen Kirche besuchen. Die Lage war ganz anders, als ihre Mutter klein war. Ihre Mutter erzählte ihr, dass der Lehrer jeweils am Sonntag in die Kirche gekommen sei und die Namen der anwesenden Schüler aufgeschrieben habe. Am nächsten Tag zwang er die Schüler, vor der Klasse Rechenschaft abzulegen, wie sie so etwas Dummes tun konnten. „Die ‚blaue Kinderbibel‘ hatte besonders in den Jahren nach dem Fall des Eisernen Vorhangs 1989 einen einzigartigen Stellenwert in Osteuropa“, erzählt Bernt G. Olsen, Leiter der Bibelmission bei der Norwegischen Bibelgesellschaft . In dieser Zeit habe es ein großes Bedürfnis nach den Bibeln gegeben, aber wenige gab es zu kaufen. Olsen erzählt: „Wir hören oft Geschichten, wie wichtig diese Bibeln waren. Auch Erwachsene haben die Kinderbibeln gerne gelesen. Und nicht zuletzt haben die Großmütter ihren Enkeln vorgelesen. Die Früchte davon sehen wir heute in Geschichten wie diesen.“ Text: Hans J. Sagrusten, Norwegische Bibelgesellschaft Übersetzung: Ruth Duschet Redaktionelle Bearbeitung: Sidonia Hämmig


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