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✛ Südsudan „Das ist unsere Bibelgesellschaft!“ Dr. Edward Kajivora erinnert sich zurück an die Anfänge seiner Arbeit im Südsudan. Er erzählt, wie ganz überraschend junge Männer ihn und sein Team freiwillig unterstützt haben. Die jungen Männer trugen über dreihundert Schachteln mit Bibeln in das Lagerhaus der Bibelgesellschaft. Als ich im Jahr 2011 von Khartum nach Juba umzog, um dort die Gründung einer neuen Bibelgesellschaft im Südsudan vorzubereiten, merkte ich, dass ich beim Punkt Null anfangen musste. Offi ziell begann die Bibelgesellschaft ihre Arbeit 2012. Ich arbeitete damals mit einem einzigen Mitarbeiter von einer durch Bombenangriff e beschädigten Lagerhalle aus, ohne Büro, ohne zuverlässige Stromversorgung und auch noch ohne einen Vorstand. Aber Gott ist treu und so hat sich unsere Lage bis heute deutlich verbessert. Wir konnten in das Lagerhaus Büroräumlichkeiten 6 | die Bibel aktuell einbauen und inzwischen wird unsere Arbeit von einem tatkräft igen Vorstand begleitet. Wir haben auch gute Beziehungen zu den Kirchen. Überrascht und tief bewegt Eine Begebenheit überraschte mich, aber bewegte mich auch tief. Für mich war es ein Zeichen dafür, dass unsere Arbeit von einem Teil der Gesellschaft , von dem ich es nicht erwartet hätte, wahrgenommen und wertgeschätzt wird. Eine Bibellieferung, welche die Bibelgesellschaft in Korea uns geschenkt hatte, wurde von einem Lastwagen außerhalb des Bibelhauses angeliefert. Im Vorjahr, als eine ähnlich große Bibellieferung ankam, mussten wir dafür bezahlen, dass Träger uns beim Ausladen und dem Transport ins Lager halfen. Als dieses Mal der Lastwagen vorfuhr, sammelte sich eine Gruppe junger Männer, die fragte, ob sie beim Tragen der Kartons helfen könnte. Sie waren „Boda-Boda“-Fahrer (Motorradtaxi-Fahrer), die in den Straßen rund um unser Bibelhaus herumhingen und auf Kunden warteten. Ich lud sie in mein Büro ein, um mit ihnen über den Lohn pro Karton zu verhandeln. „Nein, wir möchten helfen, ohne dafür bezahlt zu werden“, sagten sie. Zunächst dachte ich, ich hätte sie falsch verstanden. Sie bestanden jedoch darauf, dass sie unbezahlt helfen möchten. Hilfe von „Boda-Boda“-Fahrern „Wir sind Christen und die Bibelgesellschaft gehört zu uns. Wir haben selbst nicht viel Geld, das wir geben können, aber Gott hat uns Muskelkraft geschenkt und diese möchten wir einsetzen, um ihm zu dienen.“ Überrascht, und vielleicht immer noch etwas ungläubig, standen mein Programm-Verantwortlicher und ich beiseite und ließen die jungen Männer ihre Aufgabe machen. Sie arbeiteten hart, trotz der Hitze. Während sie die mehr als dreihundert Schachteln aus dem Lastwagen ins Lagerhaus brachten, sangen sie Lobpreis-Lieder. Als sie fertig waren, kamen sie zu mir und bedankten sich bei mir dafür, dass sie einen Beitrag für die Bibelgesellschaft leisten durft en. „Wir beten vielleicht nicht jeden Tag, aber wir beten an Sonntagen und Gott hört unsere Gebete“, sagten sie. Ich dankte ihnen für ihre Hilfe und ich dankte Gott dafür, dass er ihre Herzen berührt hatte. Fröhlich lächelnd kehrten sie zu ihren „Boda-Bodas“ zurück. Für eine kleine und junge Bibelgesellschaft wie die unsere ist jede Form der Unterstützung überaus willkommen. Deshalb sind wir so dankbar für den Beitrag dieser Männer. Dr. Edward Kajivora ist der erste Generalsekretär der Bibelgesellschaft im Südsudan. Nach seinem Studium in Großbritannien hielt er dort Lehrveranstaltungen zu biblischem Hebräisch und Islamkunde. Danach war er als Bibelübersetzer und Übersetzungsberater tätig. Übersetzung aus dem Englischen: Jutta Henner


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