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Seite an Seite arbeiten
Innsbruck In der Lebenshilfe-Zentrale
helfen sechs Klient/innen bei
Bürotätigkeiten, etwa beim Zusammenstellen
von Fortbildungsmappen.
Seit Juli haben drei von ihnen ihren
Radius erweitert und arbeiten in der
Buchhaltung mit. Hier genießen sie die
Ruhe in den Büros, arbeiten konzentriert
und fühlen sich mit ihrer Arbeit
auch gesehen. „Das ist fein, viel angenehmer
als in der großen Gruppe“, sagt
Bianca Kahler (am Foto links) – und die
anderen stimmen ihr zu.
„Hier bin ich glücklich“
Wörgl „Anfangs war es komisch, alleine
zu sein – aber jetzt fi nde ich es einfach
toll“, erklärt Markus Biechl, der im Juli
2020 vom Wohnhaus in eine eigene Wohnung
übersiedelt ist. „Untertags bin ich
ohnehin in der Lebenshilfe. Am Wochenende
gehe ich spazieren, drehe eine
Runde mit dem Rad oder mache einen
Ausfl ug mit einem Assistenten. Das passt
mir sehr gut!“
Der aufgeweckte Mann organisiert sich
den Haushalt ohne fremde Hilfe und
erledigt neuerdings auch seine Bankgeschäfte
per „E-Banking“. So weiß er
auch, dass seine Küche vom Förderverein
Kufstein fi nanziert wurde – und ist
froh darüber. „Nur bei der Küchenplatte
müssen die Tischler noch einmal was
ausbessern!“, erklärt er selbstbewusst.
„Wenn dann alles gerichtet ist, lade ich
alle früheren Mitbewohner zu einer Party
ein und zeige ihnen meine Wohnung!“
Upcycling für eine
saubere Stadt
Innsbruck Aus alten Planen fertigt
die Lebenshilfe neuerdings „tragbare
Aschenbecher“ und trägt so dazu bei,
dass weniger Zigarettenstummel
am Boden landen.
Die Aktion entstand
gemeinsam
mit den Innsbrucker
Kommunalbetrieben
(IKB) und hat
zum Ziel, „dass wir
achtsam mit der
Natur umgehen“, wie
IKB-Vorstandsmitglied Thomas Pühringer
erklärt. „Mit diesem Projekt
verwerten wir scheinbar wertlose
Materialien und motivieren zugleich
Raucher/innen, einen Beitrag für die
Umwelt zu leisten“, so Lebenshilfe-
Geschäftsführer Georg Willeit.
Ungeahnt eigenständig
Absam Seitdem das Wohnhaus umgebaut
wurde, leben die Bewohner/innen
eigenständig in Kleinwohnungen. Wenn
sie allein sind, weil die Assistent/innen
in einer anderen Wohnung zu tun haben,
werden sie selbst aktiv.
Vor einiger Zeit schaffte es eine Frau, die
kaum gehen kann, allein zum eigenen
Kühlschrank, um sich Wurst zu organisieren.
„Wir waren sprachlos, weil wir ihr das
nicht zugetraut hätten“, berichtet Wohnhausleiterin
Angelika Lener.
Ausgezeichnet
Mötz Im September wurde der „lebensM“
in Mötz bei der Life-Award-Gala ausgezeichnet.
Der kleine Lebensmittelladen
ging als Zusammenarbeit von MPREIS,
Gemeinde Mötz und Lebenshilfe in
Betrieb. Die Zusammenarbeit schafft
Ausbildungsplätze für Menschen mit
Behinderungen, die später in anderen
Filialen angestellt werden sollen.
„Die Mötzerinnen und Mötzer sind froh,
wieder einen Nahversorger zu haben,
den sie zu Fuß erreichen können“,
erklärte Bürgermeister Michael Kluibenschädl
bei der Preisverleihung. „Als
Gemeinde freuen wir uns, dass sie Einkäufe
wieder im Ort erledigen können
– ohne Auto. Dass die Kinder einfach
zu Fuß ins Geschäft gehen. Für mich
bedeutet der „lebensM“ daher Begegnung:
Man trifft sich, man ratscht, das
Dorf bleibt lebenswert!“
„Als Nahversorger tragen wir mit diesem
miniM-Konzept dazu bei, dass auch
kleinere Orte wie Mötz mit Nahrungsmitteln
zu günstigen Preisen versorgt
werden“, sagte MPREIS Geschäftsführer
Peter Paul Mölk. „Dieses Miteinander
erhöht die Lebensqualität für alle:
ältere und jüngere Menschen, Eltern
mit kleinen Kindern oder Menschen mit
Behinderungen“, betonte Georg Willeit,
Geschäftsführer der Lebenshilfe. Den
Preis übernahm Domenico Windbichler
stellvertretend für seine Kolleg/innen
vom „lebensM“.
In ihren eigenen vier Wänden
werden Menschen beweglicher.
Viel beachtete Zusammenarbeit