JUNGE MENSCHEN UND DIE BIBEL 05
Bibelarbeit in einer Kleingruppe bei
einer Sommerfreizeit der evangelischen
WEMSchT-Gemeinden (Wallern, Efer-ding,
Marchtrenk, Scharten, Thening)
in Oberösterreich. Foto: privat
Bernhard Schörkhuber
Foto: privat
David Bunce Foto: privat
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Viele junge Menschen haben wenig Berührungs-punkte
mit der Bibel. Priestermönch Bartholomäos
Ungureanu, orth. Religionslehrer und Jugendseelsorger
in Wien, formuliert: „Es sind zwei komplett verschiedene
Welten.“ Dem kann der 23-jährige Benedikt Schobes-berger
(Vorsitzender der Evang. Jugend) nur zustim-men:
„Es wird zunehmend schwieriger, junge Menschen
zu erreichen.“ Auch Maximilian Schermann, der kath.
Religion in Wien unterrichtet, beobachtet, dass hin-sichtlich
der Bibel „eine große Hemmschwelle und wenig
bis gar keine Relevanz für junge Menschen im Alltag“
bestehe. Emil Lusser, der im Bibelzentrum Jugendliche
begleitet, widerspricht allerdings dem Klischee, dass sich
junge Menschen nicht für die Bibel interessieren. „Ich
erfahre durchaus ambivalente Einstellungen gegenüber
diesen alten, aber nicht veralteten Texten, von ‚inter-essante
Geschichten‘ über ‚kulturelles Erbe‘ bis hin zur
Wahrnehmung der Bibel als Heilige Schrift.“ Anne-So-fie
Neumann, evang. Jugendpfarrerin in Niederöster-reich,
nimmt hinsichtlich des Stellenwertes der Bibel für
Jugendliche wahr, dass „das Spektrum zwischen ‚tägliche
Begleiterin‘ und ‚spielt in meinem Leben keine Rolle‘ sehr
groß“ sei.
RELIGIONSUNTERRICHT UND SCHULBIBELN
Der wichtigste Begegnungsort mit der Bibel ist der
Religionsunterricht. Christine Todter, Fachinspektorin
für den evang. Religionsunterricht in Oberösterreich,
benennt Herausforderungen: „Wie können wir die gute
Botschaft von Gottes Liebe zu uns Menschen zeitgemäß
vermitteln? Welche Themen müssen im Licht der Bibel
besprochen werden?“ In den höheren Klassen solle Platz
sein für Fragen, Zweifel, Kritik und mögliche Antworten.
Als Schulbücher sind – im Rahmen der Schulbuchaktion
- auch Bibelausgaben vorgesehen: Die von der Bibel-gesellschaft
herausgegebenen evang. Schulbibeln sind
wahlweise Ausgaben der Lutherbibel 2017, der Gute
Nachricht Bibel oder der Zürcher Bibel. Die „Orthodoxe
Schulbibel“ enthält die vier Evangelien, die Apostel-geschichte
und ausgewählte Psalmen. Für den kath.
Religionsunterricht stellt das Katholische Bibelwerk die
Einheitsübersetzung bereit. Die Freikirchen verwenden
die „Hoffnung für alle“ und die „Neue evangelistische
Übersetzung“.
KIRCHLICHE ANGEBOTE
Natürlich begegnen junge Menschen der Bibel auch
durch kirchliche Angebote wie dem Konfirmanden- oder
Firm-Unterricht, Jugend-gruppen,
Jugendfreizeiten und
Gottesdiensten. Anne-Sofie
Neumann verweist auf Jugend-clubs,
die Andachten feiern,
Social Media Accounts, die
Bibeltexte vermitteln, Ge-meinden,
die Glaubenskurse für
Jugendliche anbieten: „Oft ist
das Interesse groß, wenn man
den Raum dafür öffnet.“ David
Bunce, Baptistenpastor in Bad
Ischl und Leiter des Kinder- und
Jugendwerks, bemerkt allerdings, dass „ oft Predigten
oder Lobpreislieder eine größere Rolle in der Frömmig-keit
junger Menschen spielen“ als die Bibel. „Wir müssen
uns die Frage stellen, ob wir
jungen Menschen ausreichend
Begegnungsflächen angeboten
haben, wo sie mit der Bibel in
Berührung kommen können“, so
Bunce weiter.
SKEPSIS UND ABLEHNUNG
Während im Volksschulalter bi-blische
Geschichten sich großer
Beliebtheit erfreuen, begeg-nen
Jugendliche der Bibel mit
„sehr viel Skepsis bis erstaun-licher
Ablehnung“, wie Bernhard Schörkhuber, der in der
Ausbildung von kath. Religionslehrer/innen an der KPH
Wien/Krems tätig ist, beobachtet. Diesem Desinteresse