08 JUNGE MENSCHEN UND DIE BIBEL
„
BEGEISTERUNG FÜR DIE
BIBEL SOLLTE JEDOCH
KEINESFALLS MIT WELT-FREMDHEIT
VERBUNDEN
WERDEN, SONDERN MIT
WELTOFFENHEIT.
EMIL LUSSER
wortwörtlichen Auslegung und Umlegung auf das eigene
Leben. „Hier müssen junge Menschen umsichtig begleitet
werden, damit die befreiende Botschaft nicht zum Joch
wird.“
Emil Lusser meint: „Das A und O für den Umgang mit
jungen Menschen und der Bibel ist ein Doppeltes: Le-bensbezug
und spannendes Story-Telling.“ David Bunce
hat in seinem Teeniekreis die Praxis der lectio divina vor-gestellt
und große Resonanz erlebt.
BESONDERE BIBELTEXTE
Verschieden sind auch die biblischen Texte, die junge
Menschen ansprechen. Während David Bunce beobach-tet,
dass die „Zusprüche“ der Bibel sehr beliebt seien,
nennt Anne-Sofie Neumann biblische Texte über „Men-schen,
die ausgestoßen wurden wie Zachäus, die Feh-ler
gemacht haben wie Petrus, die Dinge erlebt haben,
die Jugendliche aus ihrem eigenen Leben kennen“. Ein
wütender Jesus im Tempel könne genauso als Identifika-tionsfigur
dienen wie Jakob und Esau, die sich im Streit
trennen. Gerade im Religionsunterricht der Oberstufe
seien die prophetischen Bücher mit den Themen Ge-rechtigkeit
und Eintreten für die Armen wichtig, weiß
Fachinspektor Archimandritis. Maximilian Schermann
hat die Erfahrung gemacht, dass im Religionsunterricht
der Zugang zu Texten des Neuen Testamentes leichter
falle. Magdalena Ganster macht Mut zu „unbekannten“
Erzählungen.
Stefan Haider betont, dass es „große Geschichten und
authentische Figuren“ brauche, für Jüngere, um Halt zu
finden, für ältere Jugendliche auch solche, an denen man
sich abarbeiten kann. „Der Exodus ist die Kernerzählung
des Alten Testaments – doch Mose war ein schlechter
Redner und hätte heute in der Schule wohl keine an-sprechenden
Referate gehalten. Dasselbe gilt für die
Schriften des Lukas, die durch die Beschreibung Jesu und
seines Handelns, die vielen Gleichnisse und die Geschich-te
der Urgemeinde den perfekten Einstieg in die Bibel
bieten.“
Emil Lusser erlebt, dass die Josefsgeschichte „bei jungen
Menschen Resonanz erzeugt, weil Gerechtigkeit und Un-gerechtigkeit
oft nahe beieinander liegen“.
Jutta Henner
Engagierte Mitarbeitende in der Jugendarbeit bei einer Veranstaltung.
Foto: epd/Marco Uschmann