06 JUNGE MENSCHEN UND DIE BIBEL
Im evangelischen Religionsunterricht wird eifrig mit den Schulbibeln ge-arbeitet.
Foto: epd/Marco Uschmann
begegnet er mit den verschiedensten Methoden: „Ich
treffe dann immer wieder auf überraschtes Erstaunen,
dass Bibel durchaus etwas Interessantes für ihr Leben
sein kann.“
Franz Gollatz, Fachinspektor für den freikirchlichen Re-ligionsunterricht
in Wien, ortet „gesamtgesellschaftlich
ein hohes Maß an Unkenntnis und damit einhergehende
Geringschätzung“ der Bibel. Maximilian Schermann sieht
den „naturwissenschaftlich-positivistischen Blick der Ju-gendlichen
und die Skepsis vor längst überholten gesell-schaftlichen
Ansichten und Strukturen, welche angeblich
in der Bibel vermittelt werden“ als große Barriere. Bene-dikt
Schobesberger ergänzt: Wo naturwissenschaftliches
Denken dominiere, werde jeder ausgelacht, der etwas
glaubt, „obwohl Glauben das Genialste ist, was es gibt“.
Allein der Umfang der Bibel
kann abschreckend wirken,
„weil sie so dick und vielfältig
ist und man nur schwer einen
Überblick bekommt, was wo
steht“, weiß Anne-Sofie Neu-mann.
Schwierig sei auch die
Unsicherheit in der Frage, wie
man mit den verschiedenen
Texten umgeht. Welche Vor-schriften
gelten (noch), welche
nicht mehr und warum eigent-lich?
Bartholomäos Ungurea-nu
erzählt, dass junge Menschen die Bibel eher als ein
„Strafbuch“ verstehen, das ihnen mit vielen Beschrän-kungen
„Stress“ mache. Er selbst habe entdeckt, dass
„alles, was in der Bibel geschrieben ist, von Gott für mich
ist“.
WIE FÜR DIE BIBEL BEGEIS-TERN?
Benedikt Schobesberger nennt
Voraussetzungen dafür, dass
sich junge Menschen für die
Bibel begeistern: „Es braucht
Begeisterung, Leidenschaft
sowie persönliche Überzeu-gung
bei den Mitarbeitenden.“
Der 15-jährige Emil F. aus
Wallern bestätigt: „Es braucht
eine gute Gemeinschaft, in der
Bartholomäos Ungureanu
Foto: privat
jungen Menschen ordentlich
erklärt wird, worum es in der
Bibel geht.“
David Bunce spricht von einer
„gemeinsamen Auslegung der
Bibel auf Augenhöhe“: „Ich
finde es nicht gut, jungen Men-schen
die ‚richtigen Antworten‘
über Glauben und die Bibel zu
geben, sondern in Gemein-schaft
mit ihnen Jesus in der
Bibel zu begegnen. Junge
Menschen sollen dabei ernst
genommen werden.“
Anne-Sofie Neumann betont: „Mit schicken Flyern,
Postings oder Ähnlichem werden nur wenige Menschen
angesprochen.“ Das bestätigt Franz Gollatz: „Die eige-ne
Überzeugung, eine offene Gesprächsatmosphäre,
authentische Vermittlung und individuelle Bezugnahme
in der kompetenten und breit gefächerten Darlegung
der biblischen Botschaft sind unerlässlich.“ „Begeis-terung
für die Bibel sollte jedoch keinesfalls mit Welt-
Anne-Sofie Neumann
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Benedikt Schobesberger
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