VON ABRAHAM BIS ZACHARIAS 13
Dankbares Loslassen im Vertrauen auf Gott zeichnet
Weisheit des Alters aus (Ps 73,23f); dann wird es mög-lich,
„alt und lebenssatt“ zu sterben (Hiob 42,17). Dass
nicht alle Vorhaben realisiert werden können, dass es
befreiend sein kann, Verantwortung abzugeben, und zu
vertrauen, dass Gott seinen Plan zu einem guten Ende
bringt, zeigt Mose, der das verheißene Land zwar sehen
darf, dem es jedoch nicht mehr vergönnt ist, es zu be-treten.
Josua wird diese Aufgabe übernehmen. Auch der
Prophet Elia, der seine Aufgaben an seinen Nachfolger
Elisa übergibt, lernt loszulassen.
Das Alter bringt die Chance des furchtlosen Engage-ments:
Paulus, nach eigenen Angaben bereits ein „alter
Mann“ (Phlm 9), setzt sich bei Philemon leidenschaft-lich
für dessen entlaufenen Sklaven Onesimus ein. Dem
Apostel Petrus kündigt der auferstandene Jesus an, dass
er im Alter um seines Glaubens willen einen unfreiwilli-gen
Tod sterben werde (Joh 21,18f).
Das Alter schenkt Zeit, die Gottesbeziehung zu vertie-fen,
sich vor Gott darauf vorzubereiten, dass das eigene
Leben begrenzt ist. Der hochbetagte Simeon und die
84-jährige Witwe Hanna verbringen ihr Leben im Jeru-salemer
Tempel im Gebet. Dort wird ihnen die Begeg-nung
„
mit dem Jesuskind geschenkt. Sie loben Gott und
erzählen anderen, was sie erlebt haben (Lk 2,22ff).
Die Bibel betont auch die Verantwortung Älterer dafür,
dass der Glaube weitergegeben wird (Ps 71,18). Der
Apostel Paulus weiß um den Wert älterer Menschen in
den Gemeinden; so würdigt er die Mutter des Rufus,
die ihm „eine Mutter geworden ist“ (Röm 16,13). Von
Glaubensweitergabe über Generationen zeugt der 2.
Timotheusbrief, wo zunächst die Großmutter Lois, dann
die Mutter Eunike und schließlich Timotheus treu im
Glauben stehen.
Jüngere Menschen können von der Bibel lernen, dass
Ältere mit ihrer reichen Lebens- und Glaubenserfahrung
nicht nur Respekt verdienen, sondern wertvoll sind. Vom
Miteinander der Generationen in heilvoller Weise weis-sagt
der Prophet Sacharja, der erwartet, dass einst auf
den Plätzen Jerusalems alte und gebrechliche Männer
und Frauen und spielende Kinder gemeinsam sein werden
(Sach 8,4f). Ja, am Ende der Zeiten, so kündigt es der
Prophet Joel an, werden alle, Jung und Alt, von Gottes
Geist erfüllt werden – und dann werden die alten Men-schen
„Träume haben...“ (Joel 3,1).
Jutta Henner
Die Darstellung Jesu im Tempel.
Evangelienharmonie des Eusebius
(Reichenau 10./11. Jahrhundert)
Copyright: akg-images / André Held
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PSALM 90,10 LUTHERBIBEL 2017