Mit viel Leidenschaft ist Elisabeth Pilz seit 2011
in Pflege- und Altenheimen rund um die Grazer
evangelischen Pfarrgemeinden hier Seelsorgerin. 75%
ihrer Arbeit macht der Besuch der alten Menschen aus,
mit weiteren 25% erledigt sie diözesane Aufgaben in der
Steiermark und ist hier unter anderem auch für die Aus-bildung
im ökumenischen Lehrgang für ehrenamtliche
Altenheim- und Krankenhausseelsorge oder in Pfarrge-meinden
zuständig.
Es ist 10 Uhr eines normalen Arbeitstages. Elisabeth Pilz
startet nach einem kurzen Abstecher in ihrem Büro in
der Superintendentur mit ihren Besuchen in den rund 20
Alters- und Pflegeheimen. Dabei besucht sie größten-teils
Menschen der Altersgruppe 85+. Viele der Besuch-ten
leiden an einer Form von beginnender bis schwerer
Demenz. „Die Arbeit mit Demenzkranken ist für mich
fast der schönste Teil der Arbeit“, schwärmt Elisabeth
Pilz. Für sie ist es besonders wertvoll, wenn sie viel Zeit
mit diesen Menschen verbringen darf, weil sie sich sehr
für die individuellen Biografien der Menschen interes-siert.
Bei der Biografie-Arbeit versucht sie dort anzu-docken,
wo die Menschen sich ihr öffnen. Das muss nicht
gleich der Glaube, Bibel oder Kirche sein und tatsächlich
kommt dieses Thema meist sehr spät in der Seelsorge-beziehung
vor. Nämlich erst dann, wenn die Menschen
Vertrauen gefasst haben, weil es ein sehr intimes Thema
ist. Also bringt es auch Elisabeth Pilz lange nicht auf den
Tisch, sondern versucht zuerst einmal, zuzuhören und
„ALLES HAT SEINE ZEIT...“ 05
aufmerksam zu sein, welche Themen und Geschichten
von den Menschen selbst kommen. Sie erzählt uns, dass
viele ihrer Besuchten in diesem Bereich auch schlechte
Erfahrungen gemacht haben, weil sie zum Beispiel einen
für sie unverständlichen oder schweren Bibelvers zur
Konfirmation zugesprochen bekommen haben. Im Laufe
der Seelsorgebeziehung setzt Elisabeth Pilz bei diesen
persönlichen Erlebnissen an und kommt so mit den Men-schen
in ein Gespräch. Dann aber, wenn das Vertrauen
da ist, sieht sie sich gemeinsam mit ihren Schützlingen
biblische Geschichten an, erzählt sie nach und knüpft
damit an der je eigenen Biografie an. Weil sie auch viele
Menschen besucht, die in der Nachkriegszeit vertrieben
worden sind oder aus ihrer Heimat flüchten mussten,
spielt das Buch Rut eine große Rolle oder die Trostge-schichten
von Jesus, der sich besonders den Ausgegrenz-ten
zugewandt hat. Obwohl die Situation natürlich eine
ganz andere ist, ist das Buch Rut für Elisabeth Pilz selbst
auch ein sehr wichtiger Anknüpfungspunkt gewesen, als
sie von Kärnten in die Ramsau gezogen ist.
Gerne arbeitet sie auch mit den Psalmen, weil be-sonders
Menschen, die es schwer hatten im Leben, in
diesen Worten Trost suchen und auch finden können.
Und je weiter das Vertrauen steigt, gelingt es dann,
mit den Menschen gemeinsam zu singen und zu beten.
Elisabeth Pilz merkt oft, wie wichtig es ist, dafür den
richtigen Zeitpunkt abzuwarten, denn viele fühlen sich
sonst überrumpelt und ziehen sich zurück. Diese Art, die
Besuch bei von Elisabeth Pilz bei
Frau Sitter im Haus der Diakonie
am Ruckerlberg in Graz.
Foto: Ulrike Rauch
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DIE ARBEIT MIT DEMENZKRANKEN
IST FÜR MICH FAST DER SCHÖNSTE
TEIL DER ARBEIT.
ELISABETH PILZ
Mit Leidenschaft Altenseelsorgerin – Elisabeth Pilz.
Foto: Diözese Graz Seckau