14 ÖSTERREICH
Waltraud Mosovsky lebt von Kindesbei-nen
an mit der Bibel. Im Gespräch mit
"die Bibel aktuell" erzählt sie von
ihrem Glaubensweg.
Im Jahr 1947 besuchte Waltraud Mosovsky erstmals
die Bibelgesellschaft, um Bibeln und Evangelien für
Flüchtlinge zu besorgen. Im Alter von acht Jahren bekam
sie eine Einladung von einer Freundin zur Sonntagsschule
in der Freien Christengemeinde in Wien: „Dort hat eine
Tante liebevoll biblische Geschichten und Personen wie
den Abraham den Kindern nahe gebracht. Damals gab es
noch kein Material, keine Bilder, nur die Bibel. Ich habe
das Wort Gottes wie ein Schwamm aufgesaugt. Mit 12
Jahren habe ich mich dann taufen lassen“, erzählt die
heute 87-jährige Waltraud Mosovsky. 25 Jahre lang hat
sie die Kinderstunden in der Gemeinde in der Halbgas-se
in Wien geleitet: „Noch heute rufen mich Menschen
an, die damals in der Kinderstunde waren. Viele dieser
Kinder sind heute über 70 Jahre. Wir haben damals auch
heimatlose Flüchtlinge aufgenommen. Mit vielen von
ihnen hatte ich bis zu ihrem Lebensende Kontakt.“ Nach
jahrelanger Tätigkeit als Sekretärin in Wien kam Wal-traud
Mosovsky 1978 nach Bürmoos, wo sie 34 Jahre
lang das „Glaubensheim“, ein Seniorenheim, leitete.
Im Jahr 2012 ist sie gemeinsam mit ihrer Mutter und
einigen Heimbewohnern ins Seniorenheim in Bürmoos
gekommen. Der 23. Psalm ist Waltraud Mosovsky be-sonders
wichtig; in den letzten Jahren auch die Psalmen
91 und 139. Sie liest gerne das Alte Testament und die
Briefe im Neuen Testament; lediglich die Offenbarung
des Johannes findet sie ein wenig schwierig.
Ihre Mutter, die im November 2019 in ihrem 110. Le-bensjahr
in Frieden verstorben ist, hat die Evangelien
besonders gerne gelesen. Bis ins Alter von 109 Jahren
hat sie Bibelstellen auswendig aufgesagt. Alle hätten
darüber gestaunt. Waltraud Mosovsky, der die Arbeit der
Bibelgesellschaft sehr am Herzen liegt, und die bereits
seit 1995 Mitglied der Spendenaktion „Weltbibelhilfe“
ist, hat mit dem Älterwerden noch mehr Freude an der
Bibel gefunden: „Jesus ist mir durch das Wort Gottes im-mer
lieber geworden. Er ist meiner Seele Heil. Die Bibel
gibt mir heute auch Kraft bei meinen gesundheitlichen
Schwächen.“
Bis zur Corona-Krise gab es zweimal wöchentlich im Se-niorenheim
eine Singstunde mit 18-24 Teilnehmern. Vor
dem Singen hat Waltraud Mosovsky immer eine kleine
Andacht vorgelesen: „Ich habe sie ermutigt, zu Jesus zu
kommen und ihre Herzen aufzumachen. Er hat das ewige
Leben (1 Joh 5,12). Ich durfte auch einige Menschen bis
zum Lebensende begleiten. Ich habe viele Neue Testa-mente
verteilt. Ich erzähle oft, wie meine Mutter im
Alter von 16 Jahren eine Bibel bekommen hat. Aber sie
hat erst mit 32 Jahren nach der Bibel gegriffen, um darin
zu lesen."
Das Gespräch führte
Katharina Wallner.
„ICH DANKE
GOTT FÜR JEDEN
TAG.“
Waltraud Mosovsky im Frühjahr 2018 mit ihrer damals 108-jährigen
Mutter. Foto: Florian Oberhummer/Salzburger Nachrichten