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im In- und Ausland aktiv einbezog; damals waren es die
Evangelischen Kirchen A.B. und H.B., die Methodisten-kirche
sowie die Baptistengemeinden. Ab 1947 gab es
einen jährlichen Bibelsonntag in einer Wiener Kirche; aus
diesem Anlass erschien jährlich ein Faltblatt mit Infor-mationen
über Projekte im In- und Ausland.
Im besetzten Nachkriegs-Österreich waren die Feierlich-keiten
„100 Jahre Bibelverbreitung in Österreich durch
die Britische und Ausländische Bibelgesellschaft“ im
September 1950 groß dimensioniert: Nach einem Fest-gottesdienst
in der Gustav-Adolf-Kirche in Wien-Gum-pendorf
gab es eine Festfeier im Goldenen Saal des
Musikvereins unter Teilnahme zahlreicher internationaler
Ehrengäste.
Nach mehr als einem Jahrhundert wechselnder Standor-te
für die Bibelgesellschaft war der Erwerb, Umbau und
schließlich die feierliche Eröffnung des Bibelhauses am
18.1.1954 in der Breite Gasse 8 im 7. Wiener Gemeinde-bezirk
die Erfüllung eines lang gehegten Traumes. Das
Bibelhaus wurde binnen weniger Jahre zu einem bekann-ten
Ort, wo die Bibel erhältlich war, wo Begegnungen
möglich wurden. Als 1956/57 viele Ungarnflüchtlinge
nach Österreich kamen, wurde auch das Bibelhaus ge-öffnet:
90 Flüchtlinge wurden beherbergt und verkös-tigt.
Insgesamt wurden 70.000 biblische Schriften auf
Ungarisch unter den ungarischen Flüchtlingen verbreitet.
Missionarische Aktivitäten der Bibelgesellschaft gab es
rund um die „Konferenz der kommunistischen Jugend“ in
Linz 1952, die Zeltmission in Wien 1956 oder die Olym-pischen
Winterspiele in Innsbruck und Seefeld 1964.
Nach dem Krieg waren weiter zahlreiche Bibelboten im
Einsatz, die in Gemeinden und Schulen Vorträge hielten,
um die Arbeit der Bibelgesellschaft bekannt zu machen.
Schulklassen und Gemeindegruppen wurden eingeladen,
im zweiten Stock des Bibelhauses in der Bibliothek mehr
über die Bibel und ihre Geschichte und Verbreitung zu
erfahren. Seit Ende der 60-er Jahre gab es eine enge
Zusammenarbeit mit dem Katholischen Bibelwerk in
Klosterneuburg, insbesondere wurden im ganzen Land
viele Bibelausstellungen durchgeführt, die viele Schul-klassen
besuchten.
Erst 1970, am 23. September, konnte endlich die „Öster-reichische
Bibelgesellschaft“ mit einer Festversammlung
im Albert Schweitzer Haus und einem Gottesdienst in der
Lutherischen Stadtkirche gegründet werden. Eine Regio-naltagung
der Europäischen Bibelgesellschaften bildete
den Rahmen. Erster Präsident der Bibelgesellschaft war
der lutherische Bischof Oskar Sakrausky.
Karl Uhl stand 47 Jahre seines Lebens (von 1924-1971)
im Dienst der Bibelgesellschaft, 35 Jahre als Direktor:
Bei der Eröffnung des Bibelhauses sagte er in seiner An-sprache:
„Das Wort Gottes ist Kraft,
ist Stärke, ist Freude, ist Glück,
ist Hoffnung und ist Glaube,
und ein Volk, das die Bibel liest,
wird immer ein aufstrebendes Volk
sein...“
Sein Nachfolger wurde bis 1996 der frühere Superin-tendent
der Methodistenkirche, Hugo Mayr, in dessen
Zeit das Wiener Bibelhaus ein wichtiger Umschlagplatz
für Bibeln für die Länder hinter dem Eisernen Vorhang
wurde.
Jutta Henner
JUBILÄUMSJAHR
Das Jahr 2020 ist für die Österrei-chische
Bibelgesellschaft ein Jubilä-ums-
Jahr:
Vor 170 Jahren, im Oktober 1850,
begann die Arbeit der Britischen und
Ausländischen Bibelgesellschaft in
Wien.
Vor 50 Jahren, am 23. September 1970,
wurde die selbständige Österreichische
Bibelgesellschaft gegründet.
Vor 15 Jahren, am 4. März 2005, wurde
das Bibelzentrum am MQ in Wien eröffnet. 2020
Moderner Bibelverkaufsraum im Bibelhaus. Foto: ÖBG