GEFÄHRLICHE BIBEL 17
Soweit ich mich erinnere war mein erster Kontakt mit der
Bibel im Jahre 1960. Die erste Bibel in unserer Familie
war nicht in Slowakisch oder Tschechisch geschrieben,
sondern in Russisch in kyrillischer Schrift. Meine Familie
lebte nahe der Grenze zur heutigen Ukraine und sprach
daher auch Russisch. Die Bibel gehörte meiner Großmut-ter
und sie liebte es, ihren Enkelkindern sorgfältig ausge-wählte
Bibelstellen vorzulesen. Es war für uns die einzige
Möglichkeit, biblische Inhalte vermittelt zu bekommen.
BEHÖRDEN KONNTEN BIBELVERBREITUNG
NICHT AUFHALTEN
Die Situation bei uns und unseren Nachbarländern war
nicht leicht. Die Bibeln wurden aus dem Westen ins Land
geschmuggelt. Oft wurden die Bibeln an der Grenze von
Grenzbeamten abgefangen und dann auf dem Schwarz-markt
teuer verkauft. So gelangten die Bibeln irgend-wie
ins Land. Die Behörden konnten die Verbreitung der
Bibel nicht aufhalten.
In einem russischen Dorf besuchte ein Freund von mir
eine Gemeinde. Der Pastor kam mit einem Koffer zum
Gottesdienst und holte große Bögen von Papier hervor,
Foto: privat
Dr. Jozef Gabor, geboren in der ehemaligen Tschechoslo-wakei,
ist im Jahr 1981 nach Österreich geflohen. Er war
langjähriger Mitarbeiter von Trans World Radio Monaco
und später von Österreich. Über zwanzig Jahre unterrich-tete
er an der an der Universität Matthias Bel in Banská
Bystrica in der Abteilung für Theologie und Mission die
Fächer „Grundlagen der Kommunikation in Medien“ und
„Interkulturelle Kommunikation“. Derzeit ist er als
Vorstandsvorsitzender für Youth for Christ Slowakei und
als Vize-Vorstandsvorsitzender für Trans World Radio
Slowakei tätig. Außerdem ist er Mitglied im Vorstand für
YFC International Denver in den USA.
die ursprünglich für Papiersäcke gedacht waren, in denen
Zement aufbewahrt wird. Darauf waren handgeschrie-bene
Teile des Neuen Testaments zu sehen. Der Pastor
erzählte, dass sie während der Bibellesung eines christ-lichen
Radiosenders mitgeschrieben hatten, um wenigs-tens
einige Teile der Bibel zu haben. Im ganzen Dorf
gab es nur diese biblischen Schriften. Die Bibellesung im
Radio war bewusst langsam gehalten, damit die Zuhörer
mitschreiben konnten. So konnten Christen auch in
entlegenen Gebieten die Bibel hören und lesen.
Die Österreichische Bibel-gesellschaft
spielte vor
allem in den 1980er Jahren
eine wichtige Rolle, Bibel-ausgaben
in die Länder des
„Ostblocks“ zu bringen. Nach
1990 wurden in allen Ländern
des ehemaligen „Ostblocks“
Bibelgesellschaften (neu)
gegründet.
Oft wurden die Bibeln
von Grenzbeamten ab-gefangen
und dann auf
dem Schwarzmarkt
teuer verkauft. So
gelangten die Bibeln
irgendwie ins Land.
JOZEF GABOR
INFO
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