Den Lichtschalter für Zufriedenheit gefunden
die Schatten, die er mit seinen
Fingern auf den Boden zaubert.
Das war nicht immer so, berichtet
sein Vater: „Früher war Benedikt
oft aufgewühlt und hielt es kaum aus,
nichts zu tun.“ Wenn der 21-Jährige
keine Aufgabe hatte oder ein Puzzle-
Stück vermisste, rieb er sich den Kopf
und wurde laut. Heute ist er mit den
Abläufen am Bauernhof vertraut und
organisiert sich auch selbst. Er geht
allein zu den Hühnern oder deckt den
Tisch, wenn es sonst niemand tut. „Als
wir ihn das erste Mal alleine Wasser
holen ließen, waren wir selber unsicher,
ob er nicht abhaut“, erinnert sich
eine Assistentin, „dabei hat er den
Weg völlig souverän und unaufgeregt
zurückgelegt.“ Seither übernimmt
Benedikt Jäger immer mehr Aufgaben
und braucht dafür immer weniger
Unterstützung.
Weil Benedikt Jäger nicht spricht und
nur Geräusche hört, ist es für ihn
schwierig, Veränderungen nachzuvollziehen.
Beim Wechsel vom Kindergarten
in die Schule rannte er oft davon oder
beruhigte sich, indem er Lichtschalter
an- und ausknipste. Am Lebenshilfe-
Arbeitsstandort erhielt er daher zu
Beginn einen Rückzugsraum und eine
Betreuungsperson ganz für sich allein.
Heute ist er mit allem vertraut und
nicht mehr in alten Zwängen gefangen.
Wenn er nach Hause kommt, ist
er müde und zufrieden, berichtet sein
Vater. „Selbst der Kinderarzt, der ihm
eine lebenslange schwere Behinderung
vorhergesagt hat, war überrascht, wie
gut Benedikt sich entwickelt hat!“
Benedikt ist mit Begleitung
so weit gekommen! Wir
sind dankbar dafür.
Erich Jäger, Vater
Fachmann für hundert Spielsachen
Kufstein „Ich arbeite gern in der
Lebenshilfe.“ Das war für Laurin
Liebeskind lange klar. Doch mitten in
der Pandemie beschließt er, „etwas
mit Kindern zu arbeiten“. Mit Assistentin
Sabine Schwaiger sucht er nach
geeigneten Stellen und macht ein Praktikum
im Interspar. Dort beeindruckt
der höfl iche, ordentliche Mann sofort
die Filialleitung und erhält im Mai 2021
eine Anstellung. „Er hat sich gewünscht,
in der Spielwarenabteilung mitzuarbeiten.
Hier hat er sich sofort gut eingelebt
und man sieht, wie viel Spaß ihm das
macht“, berichtet der Filialleiter. „Die
Abwicklung der fi nanziellen Förderungen
ist ein bisschen schwierig, aber das
erledigt zum Glück die Lebenshilfe!“
In dem großen Markt ist Laurin
Liebeskind viel auf den Beinen, um alle
Regale in Ordnung zu halten. „Daher ist
es mir recht, mit wenig Stunden anzufangen,
bis ich mir mehr zutrauen
kann“, erklärt Laurin Liebeskind. Zum
Essen und Ausruhen kehrt er täglich in
die Arbeit Endach zurück. Das gibt ihm
und den berufstätigen Eltern die nötige
Sicherheit auf diesem Weg. „Wunderschön,
dass man ihm diese Chance
gibt“, freut sich auch die Mutter.
Seit Benedikt Jäger Hühner
Foto: Sebastian Winkler
und Schweine versorgt, geht es ihm gut.
Reutte Benedikt Jäger arbeitet gerne.
Auf einem nahen Bauernhof füllt er
die Tränke der Schweine, bringt ihnen
Futter und kümmert sich um die Hühner.
Er weiß, wo man das Wasser für
die Tränke holt, welches Heu als Futter
dient und wo er den Mist hinbringen
muss. Wenn er eine Aufgabe erledigt
hat, macht er Pause und verfolgt minutenlang
Familien im Fokus
Foto: Nadia Hofer
Frühförderung und Freizeitassistenz
beraten auf Innsbrucker Spielplätzen.
Innsbruck Um Eltern besser zu er
reichen, sind heuer Sozialorganisationen
auf Spielplätzen und an anderen
öffentlichen Orten im Einsatz. So will
man Menschen erreichen, die Hemmungen
haben, eine Beratungsstelle
aufzusuchen. „Hier verlieren Eltern und
Großeltern die Scheu, erfahren von den
Angeboten und erzählen das weiter“,
so eine Mitarbeiterin.
Foto: S abine Schwaiger
Laurin Liebeskind hat seinen ersten
Schritt in die Wirtschaft gewagt.
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