Plädoyer für Weihnachten
Es war vielleicht ganz anders. Kein Stall, kein Esel, kein Futtertrog. Und schon gar kein
Engel. Niemand suchte eine Herberge, kein König reiste um die halbe Welt. Kein Stern
leuchtete, kein Messias kam um die Welt zu verändern. Vielleicht alles anders.
Natürlich ist alles anders. Das Christkind ist ein Märch en, der Weihnachtsmann ein
Marketinggag. Die Gesch enke bringen wir selbst, nicht aus Liebe, sondern weil der
Speck weg muss und keiner gern Blödmann ist. Der Christbaum ist aus Plastik, die
Kerzen leuchten elektrisch. Engelsgleich sind nur die Stimmen der Sängerknaben aus der
Konser ve. Es ist anders, als wir das gelernt haben.
Aber: Wir greifen zum Telefon, schreiben einen Brief, ein Mail, ein SMS. Wir drücken einander,
läch eln, setzen uns bereitwillig an den Familientisch. Wir kommen für ein paar Tage
runter und spenden für Licht ins Dunkel. Wir nehmen uns für diesen einen Abend keine
Arbeit mit h eim, wasch en keine Hemden und geh en nicht ins Kino.
Weihnachten ist anders als behauptet. Trotzdem ist Weihnachten nicht anders als
erwartet: Familie, Freunde, Geben, Respekt. Es ist nur ein Film, aber wir nehmen unsere
Rolle darin gerne ein.
So sch eint das Leben zu funktionieren: Egal ob es echt ist oder nur das Abbild – woran
wir glauben, das mach en wir. Was wir uns erhoffen, darauf steuern wir zu. Was wir sein
wollen, das leben wir.
Das möge unauth entisch sein. Vielleicht ein wenig uncouragiert oder selbstverleugnend.
Das Resultat ist aber schön, vielleicht schöner als die Realität. Die Inszenierung des
Schönen ist nicht perfekt. Aber schon besser als nichts.
Das Team von Roch elt, dem Feinkostscout, wünscht Ihnen und Ihren Lieben
froh e, besinnlich e und glücklich e Feiertage und nur das Beste für 2020.
Text: Axel Halbhuber
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