12 ARMENISCH-APOSTOLISCH IN ÖSTERREICH
IN DER
DIASPORA
Acht Personen zählt der Vorstand der armenisch-
apostolischen Kirchengemeinde in Wien. Sie kom-men
aus vier verschiedenen Ländern, erklärt Pfarrer An-dreas
Isakhanyan: „Vier sind gebürtige Armenier - wobei
eine Person lange in Russland gelebt hat - zwei sind in
Österreich geboren, je eine Person ist aus dem Libanon
und aus Kuwait“, zählt er auf.
Was diese Menschen verbindet: Sie verstehen sich als ar-menische
Christen. „Es gibt keinen Unterschied zwischen
uns. Wenn wir einander wegen unserer verschiedenen
armenischen Dialekte nicht verstehen, dann reden wir
einfach Deutsch miteinander“, lächelt Pater Andreas.
Armenische Christinnen und Christen leben in der ganzen
Welt verstreut. In Österreich sind es heute rund 7.000.
Die ersten von ihnen kamen als Kaufleute ins Reich der
Habsburger. Es war ein Armenier, Johannes Theodat,
der im 17. Jahrhundert die Kaffeehaustradition in Wien
begründete. Lange Zeit lebten nur wenige Armenier hier,
erst in den 1960-ern kamen aus der Türkei auch viele
Armenier als Gastarbeiter nach Österreich.
Pfarrer Andreas Isakhanyan ist der erste seiner Familie,
der seit Generationen wieder in Armenien geboren und
aufgewachsen ist. Seine Vorfahren wurden vor rund 400
Jahren nach Persien vertrieben. Warum er heute in Wien
ist? „Als Priester gehe ich dorthin, wo der Katholikos,
das Oberhaupt der Armenisch-Apostolischen Kirche,
mich hinschickt“.
GÖTTLICHE LITURGIE
Seit zwölf Jahren leben Pfarrer Andreas und seine Fa-milie
in Wien, wo er die Kirchengemeinde Hl. Hripsime
im dritten Wiener Gemeindebezirk leitet. „Wir haben als
Familie kein freies Wochenende, alle wichtigen Veran-staltungen
und die heilige Liturgie sind ja am Sonntag“,
sagt er. Seine Frau hilft ehrenamtlich im Damen-Ko-mitee
mit, der Sohn ministriert, die Tochter singt im
Kirchenchor. Nur der Jüngste ist noch zu klein um mit-zuhelfen.
In der Liturgie spielen biblische Texte eine wichtige Rolle.
Armenier sagen zur Bibel auch ,
„Hauch Gottes“. Weil die Liturgie in altarmenischer
Sprache für viele unverständlich ist, liegen in der Kir-che
Bücher zum Mitlesen in Neuarmenisch und Deutsch
auf. „Unsere Predigten und Bibelstunden halten wir auf
Neuarmenisch“, erklärt der Priester. 90 bis 100 Gläubige
besuchen die Gottesdienste am Sonntag.
Für armenisch-apostolische Gläubige
in Österreich ist Armenien Heimat und
Sehnsuchtsort zugleich. Das gilt auch
für jene, die niemals dort gelebt ha-ben.
Die Kirche der Heiligen Hripsime in Wien. Foto: Wikimedia