08 DIE BIBEL IN ARMENIEN
IM SCHATTEN
DES ARARAT
Natürlich der am Gipfel mit
Schnee bedeckte Ararat, der al-les
überragt. Dort soll der Tradition
nach Noahs Arche gestrandet sein;
im Museum in Etschmiadsin wird
eine Planke der Arche gezeigt.
Dann natürlich die allgegenwärtigen
hohen Kreuzsteine, Chatschkare, mit
ihren phantasievollen Ornamenten,
ebenso wie die schlichten Kirchen
und Klöster mit ihren Kuppeln.
Die Gegensätze in der Hauptstadt
Jerewan, einer typisch post-sowje-tischen
Großstadt: Die einzigartige
Sammlung von kostbaren, pracht-vollen
armenischen Handschriften im
Matenadaran. Und das Genozid-Me-morial
Zizernakaberd, das eindrück-lich
an das unvorstellbare Leid des
armenischen Volkes am Beginn des
20. Jahrhunderts erinnert und wo
auch ich eine rote Rose niedergelegt
habe.
Aus der Nachdenklichkeit hat mich
damals die Präsentation des Lukas-evangeliums
in Gebärdensprache
im Marionettentheater in Jerewan
herausgerissen; die Bibelgesellschaft
hatte taubstumme Jugendliche ein-geladen,
mit Tanz und Pantomime
Szenen aus dem Evangelium aufzu-führen.
Ich denke an den feierlichen Gottes-dienst
mit den Gesängen in der Mes-rop-
Maschtoz-Kirche in Oschakan.
Die Gläubigen küssen ehrfürchtig
die Bibel. Aus Tuffstein geschnitzte
Alphabetsteine erinnern im Garten
an Mesrop Maschtoz, den Schöpfer
des armenischen Alphabets und der
ersten Bibelübersetzung im fünften
Jahrhundert.
Mein Besuch im kleinen Büro der
Bibelgesellschaft im ersten Stock
eines Hauses in einer Seitenstraße
in Jerewan war kurz, weil die Zeit
drängte: Ich konnte beim feierlichen
Abschluss des landesweiten Schüler-
Bibelquiz-Wettbewerbes im Festsaal
einer Schule dabei sein und über
das beeindruckende Bibelwissen der
Schülerinnen und Schüler staunen!
Vom Ausflug durch die steppen-artige
weite Landschaft zum Son-nen-
Tempel in Garni und zum in die
Felsen geschmiegten Höhlen-Klos-ter
Geghard ist mir das Abendge-bet
dort und die abendliche Stille
im Kloster in Erinnerung geblieben
– und natürlich die anschließen-de
herzliche Gastfreundschaft des
Klosters.
Jutta Henner
Was ist mir besonders eindrücklich in Erinne-rung
geblieben von meinem Besuch in Armenien
im Herbst 2018? Die Begegnungen mit vielen
Menschen, ihr leidgeprüfter stolzer Glaube und
ihre Liebe zur Bibel, ihre Gastfreundschaft
und die Schönheit des Landes.
Khor-Virap-Kirche mit dem Ararat im Hintergrund. Foto: iStock Kreuzstein. Foto: iStock