Nachbarschaftshilfeprojekt namens „Nebenan“
Eigenständiger
als gedacht
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Sillian Die Idee, älteren oder kranken
Mitmenschen im Ort ehrenamtlich
kleine Dienste anzubieten, hatten die
Lebenshilfe-Mitarbeiter/innen und Klient/
innen schon länger. Die Corona-Zeit
ließ die Idee nun Wirklichkeit werden.
Seit Juni übernimmt die Lebenshilfe Einkäufe,
Besorgungen bei der Apotheke
oder Botendienste zum Gemeinde-
oder Postamt. Unterstützung kommt
vom örtlichen Lebensmittelhändler
und der Gemeindesekretärin, die
meint: „Gut, dass man einander die
Hand reicht!“
Lob von Angehörigen
Innsbruck/Sillian Seit dreizehn Jahren
lebt Chrysanth Widemair mit Mobiler
Begleitung, früher in Innsbruck,
heute in Sillian. Nach einer Erkrankung
wohnte er zwei Jahre bei seiner
Schwester. Heute lebt der Mann wieder
in einer eigenen Wohnung, unterstützt
von Assistent/innen der Lebenshilfe.
„Wenn sie kommen, lacht er schon, und
es ist schön zu sehen, wie er mit allen
gut auskommt“, freut sich Anna Walder.
Auch als Angehörige fühlte sie sich
von Anfang an gut begleitet: „Egal, ob
ich mit Anliegen, Sorgen oder Tränen
komme, die Lebenshilfe gibt Halt und
Sicherheit.“ Wenn Assistent/innen ihr
Nachrichten von den Aktivitäten schicken,
fühlt sie sich in das große Team
eingebunden und entlastet. „Dank
Lebenshilfe, Sozialsprengel, Tagesbetreuung
und Rotem Kreuz kann ich gut
loslassen!“
Kleiner Abenteurer
Schattwald Klemens ist ein aufgeweckter
Junge. Wenn der Achtjährige,
der sich beim Sprechen und Gehen
etwas schwertut, mit seiner Assistentin
die Gegend erkundet, sind das für
ihn wertvolle Stunden. Währenddessen
können sich seine Eltern um die
zwei Geschwister und den Hotelbetrieb
kümmern. Mit Assistentin Regina
Redolfi saust Klemens die Rodelbahn
hinunter, fährt aufs Neunerköpfle,
radelt oder wandert stundenlang. In
ihrer Begleitung fühlt er sich sicher und
sammelt wertvolle Erfahrungen. So hat
er gelernt, allein mit den Skiern auf
dem Förderband zu fahren und durch
die Torstangen zu schwingen. Auch
am nahe gelegenen Erlebnisspielplatz
fühlt er sich wohl und trifft dort viele
Gleichaltrige.
„Unser Bua ist heute viel selbstbewusster,
weil er in seiner Entwicklung
gefördert wird“, schwärmen die Eltern
von den Ideen und der Erfahrung der
Freizeitassistentin. Im Sommer ziehen
die beiden mit dem Fahrrad über die
Feldwege oder in den Wald. Wird es
zu steil, zieht die Assistentin Klemens
ein Stück, bevor er wieder allein fährt.
„Die Freizeitassistentin stärkt Klemens“,
befi nden seine Eltern. „Das gibt uns
allen die Sicherheit, dass er seinen Weg
gehen wird.“
St. Johann Nach dem Kontakt mit
einer infi zierten Person musste eine
Lebenshilfe-Klientin einen Corona-Test
machen. Eine ihr vertraute Assistentin
sollte als Unterstützung bei ihr
sein, um zu vermeiden, dass sie beim
Anblick des Gesundheitspersonals in
Schutzkleidung erschrickt.
Noch bevor dies organisiert war, setzte
sich das Rote Kreuz mit der Betroffenen
direkt in Verbindung. Der Termin
wurde vereinbart und die Frau gab
daheim allein eine Speichelprobe ab.
Sogar, als die Polizeistreife für eine
Quarantänekontrolle vorbeischaute,
gab die Frau den Beamt/innen völlig
eigenständig und angstfrei die nötige
Auskunft.
Mit Freizeitassistenz lernt ein
Achtjähriger, seinen Weg zu gehen.
Wie norm al ist das denn ...