Prominente im Interview
In der Corona-Krise haben viele Menschen
Angst und Unsicherheit erlebt. Krisenpsychologin
Barbara Juen erklärt, wie man in solchen
Zeiten gut auf sich schaut.
Thomas Dürmoser (TD): Nach dem Kontakt mit
einer infizierten Assistentin war ich verunsichert.
All die Regeln, Masken, Desinfektion, Abstand …
Wie kann man da klaren Kopf bewahren?
Das ist uns allen so gegangen. Wenn man Angst
hat, selber krank zu sein, braucht man jemanden,
der einem erklärt, woran man die Krankheit
erkennen kann, und welche Regeln helfen, sich
zu schützen. Das war am Anfang für uns alle sehr
ungewohnt. Wenn man das einmal gelernt hat,
fühlt man sich sicherer.
TD: Ich habe mich in der Quarantäne auf meine
Aufgaben konzentriert, meine Medikamente eingeschachtelt
oder selber etwas gekocht. Das hat
mir Halt gegeben.
Wenn man allein ist, ist das sehr gut. Denn wenn
man daheim „versumpft“, im Bett bleibt und aufhört,
seine Medikamente einzunehmen, hat das
schlechte Auswirkungen. Manche haben in dieser
„Angst ist
eigentlich kein
schlechtes
Gefühl.“
Barbara Juen,
Krisenpsychologin
Zeit Dinge ausprobiert und auch Neues gelernt.
Ich kann jetzt zum Beispiel besser mit dem Computer
umgehen.
TD: In meiner kleinen Wohnung fühlte ich mich
während der CoronaIsolation
manchmal eingesperrt.
Was berichten andere, die so wie ich ganz
allein wohnen?
Auch andere sind sich wie in einem Gefängnis
vorgekommen. Aber sie haben gelernt, sie müssen
aufstehen, das Fenster öffnen, aufräumen
und sich einen Plan machen. Wer keinen Balkon
hatte, suchte nach Möglichkeiten, kurz hinauszugehen.
Auch das war am Anfang ungewohnt.
Viele haben mit ihren Liebsten telefoniert. Und
auch mit Menschen, mit denen man sonst nicht
so viel zu tun hat. Denn in schwierigen Zeiten
überlegt man, „Wer ist mir wirklich wichtig?“, und
dort meldet man sich dann.
Gabi Böhmwalder (GB): I ch l ebe m it m einem
Mann. Er braucht oft Ruhe, und ich bin aufgeregt
und brauche jemanden zum Reden. Das war
in der CoronaZeit
schwierig.
Viele Menschen haben zu zweit oder mit der Familie
zusammengelebt, teilweise auf engem Raum.
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