Dabeisein, wo das Leben spielt:
Matteo interessiert sich für das Treiben in der Stadt.
war, durfte er auf seinen Schultern ruhen. „Es ist so schön,
wenn Menschen die Augen aufmachen und sehen, wer Hilfe
braucht“, betont die Mutter. Sie hat gelernt, solche Angebote
anzunehmen, „denn die Leute fragen nicht dreimal nach.“
Heute weiß sie, dass sich alle beschenkt fühlen: sie selbst,
Matteo, „und die Helfer sagen auch, dass sie es genießen!“
Matteo bestätigt das auf seine Art. Wenn er
mit Freizeitassistentin Bernadette schwimmen
geht, lacht er oft, wenn sie mit dem Zug in die
Stadt fahren, ist er voller Vorfreude. Dort kann
er Menschen beobachten, Schaufenster
studieren, ins Café gehen,
selbst einen Kuchen auswählen. Er
kann Autonomie erleben, begleitet
von einer Person, die ihm ihre
ungeteilte Aufmerksamkeit schenkt
und ihn versteht. Wenn sie nach
solch einem langen Ausflug nach
Hause gehen, hält er kurz an und
umarmt sie. Da versteht dann jeder,
was der junge Mann sagen will:
„Das war ein schöner Tag.“
Die Leiterin des Integrationskindergartens
sagte einmal zu
„Jedes Kind, jeder Jugendliche
hat seine Bedürfnisse
und Ausdrucksmöglichkeiten.
Es ist wichtig, gut
hinzuschauen und die
Körper sprache zu verstehen.“
Bernadette Brandstätter
leistet in fünf Familien Freizeitassistenz.
seinen Eltern: „Matteo wird seinen Platz finden, weil ihr ihm
viel zutraut und offen seid, Neues auszuprobieren.“ Dieser
Gedanke wurde dann auch zum Leitspruch für seine Mutter:
„Egal, welchen Weg Matteo einschlägt – wichtig ist, dass er
glücklich ist.“
Freizeitassistenz und Familienentlastung
Die Mitarbeiter/innen der Lebenshilfe standen bei
Bedarf allen Kindern und deren Familien während
der Corona-Krise sowohl in der Freizeitassistenz und
Familienentlastung als auch in der Frühförderung und
Familienbegleitung tirolweit verlässlich zur Seite.
www.frühfördern.at oder Tel. 050-434-0123
So hat der 17-Jährige inzwischen schwimmen gelernt und
bewegt sich sicher im Wasser. Er kann sich mit Gesten ausdrücken
und kreist zum Beispiel mit dem Finger, wenn er
Gondel fahren will. Oder er wählt am Tablet ein Foto und
macht sich auf diese Weise verständlich. Mit seinem Dreirad
ist er in der Lage, auch unter engen Bedingungen sicher
seine Runden zu drehen. „Matteo hat sich gut entwickelt“,
bestätigt auch seine Mutter. Für sie zählt aber nicht, was ihr
Sohn kann oder leistet. Sie freut sich, dass er heute glücklich
ist. Er geht vertrauensvoll auf Menschen zu, hilft beim
Einkaufen mit und bewegt sich frei und selbstständig.
Gut eingebunden
„Vertraute Personen sind für Matteo sehr wichtig“,
beschreibt die Mutter. Sie fühlt sich in einem Netz von Verwandten,
Nachbar/innen, Müttern und Assistentinnen
„gut getragen“. Eine dieser Bezugspersonen ist
Matteos Oma. Auch sie begleitet ihn auf seinen
Ausflügen – wenn er mit der Gondel fährt und
am liebsten mehrere Berg- und Talfahrten hintereinander
macht oder zum Stausee
geht.
Oder seine kleine Schwester
Marie-Sophie: Als Matteo Radfahren
lernte, saß sie hinter ihm am
Gepäcksträger und half ihm, rund
in die Pedale zu treten. Dass die
kleine Schwester Mutters Aufmerksamkeit
braucht, hat ihn zeitweise
eifersüchtig gemacht. Auch dass sie
ihn schließlich in vielem überholt, ist
nicht ganz einfach für ihn. „Trotzdem
hat sie ihn herausgefordert und ihm
– wie auch die großen Geschwister –
gutgetan“, resümiert seine Mutter.
Anschluss gefunden
Auch in der Pfarre des Ortes fühlt sich der junge Mann
gut aufgenommen. Auf Einladung des Diakons ministriert
er regelmäßig und geht mit der Glocke den Prozessionen
voraus. „Der Glaube gibt uns Halt. In einem Gottesdienst
kommen wir beide sehr zur Ruhe“, erzählt die Mutter und
berichtet von Pilgerreisen, bei denen Matteo sich vertrauensvoll
Mitreisenden anschließt – „wie in einer großen
Familie.“
Ein lieber Nachbar aus dem Ort begleitet Matteo und
die Familie seit 15 Jahren. Mit ihm hat Matteo gehen gelernt
und immer längere Spaziergänge gemacht. Wenn er müde
6 LEBENS.WELT 20-3