Lebenshilfe vor Ort
„Wenn wir auf einer Baustelle auftauchen, gibts oft erstaunte Gesichter“
Innsbruck Thomas Zenleser und
Godwin Kaspar helfen im August bei
der Restaurierung der Innsbrucker
Spitalskirche. Gemeinsam mit weiteren
Kolleg/innen entfernen sie
Holzplanken, versetzen alte Schränke
und verlegen nach den Elektriker-Arbeiten
wieder den Originalboden. „Am
besten ist es, wenn man danach nicht
sieht, dass wer gearbeitet hat“, weiß
Klient Thomas Zenleser, der schon seit
Jahren auf Baustellen mit anpackt.
„Wenn wir wo auftauchen, machen
die Handwerker zuerst erstaunte
Ge sichter. Sie sind es nicht gewohnt,
dass Menschen mit Behinderungen
auf der Baustelle arbeiten und Spaß
bei der Arbeit haben“, erklärt Anton
Baur. Der erfahrene Tischler hat sich
mit seiner Firma auf Restaurierungen
speziali siert. Weil er auch bei der
Foto: Peter Schafferer
Geschickt wirken Klient/innen an der Restaurierung der Spitalskirche in Innsbruck mit.
Lebenshilfe arbeitet, beteiligt er stets
Menschen mit Behinderungen und fi ndet
immer genug Arbeitswillige, „denn
Menschen wollen arbeiten und etwas
Sinnvolles schaffen.“
Anton Baur meistert dabei den
Spagat zwischen Denkmalschutz,
Arbeitnehmerschutz und den Interessen
der Auftraggeber. Die meisten von
ihnen vertrauen dem erfahrenen Mann
und der inklusiven Truppe auch heikle
Aufgaben an.
Lust auf Bewegung
Brixlegg Um sich entlang der Bundesstraße
sicherer bewegen zu können,
meldeten sich 16 Klient/innen zum Verkehrssicherheitstraining
der Polizei.
Seither verzichten sie öfter auf die
Fahrt mit dem Bus. Sie gehen zu Fuß
einkaufen, zur Post und zum Metzger.
Von Assistent/innen begleitet
gehen sie von daheim zur Arbeit und
queren die befahrene Bundesstraße
am Schutzweg.
Christian Wallesz hat die Begegnung
mit der Polizei nachhaltig
verändert: Während der introvertierte
Rollstuhlfahrer sich zuletzt kaum an
Außenaktivitäten beteiligte, zeigt er
sich nun seit dem Verkehrstraining
deutlich aufgeschlossener. Wie ein
Polizist, der ins Mikrofon spricht, so
spricht er jetzt in sein T-Shirt und kom-
mentiert, was er vom Fenster aus sieht.
So gibt er zu verstehen, dass er wieder
Lust hat, sich ins Dorf zu bewegen.
Nach einer Zeit des Rückzugs
interessiert Christian
sich jetzt wieder für Aktivitäten
in der Umgebung.
Nadia Parth
10 LEBENS.WELT 21-4