Wie die passende Arbeit im Wald und mit Tieren die Menschen verändert
nachzufüllen ist. Nach einer Woche
erledigen Martin Schennach, Annisa
Chandra und Simon Nagele viele Aufgaben
eigenständig und brauchen die
Assistentin nur mehr, um die Futtereimer
abzuzählen oder den Weg zu
fi nden. Und das Wandern macht fi t:
Selbst bei Schnee bewegen sich alle
sicher und sind auch nicht mehr außer
Atem. Weil die körperliche Arbeit im
Freien und mit Tieren allen Beteiligten
so gut tut, kümmern sie sich nun auch
um eine alte, seltene Rasse von „Pommern
Enten“. Beim Füttern, Tränken
und Saubermachen kennen sich alle
schon gut aus.
Und die Arbeit in und mit der Natur
wirkt sich positiv auf die Menschen
aus. Früher wurde einer der Klienten
laut, wenn er aufgeregt war. Er packte
andere fest an, zwickte oder riss ihnen
ihr Trinkglas aus der Hand, wenn er
Durst hatte. Durch die körperliche
Arbeit ist der Mann heute ausgeglichener.
Wenn er nach der Arbeit noch
aufs Essen warten muss, rennt er nicht
mehr hektisch und laut durch den
Raum, sondern wartet ruhig ab. Und er
hat gelernt, Bedürfnisse auszudrücken.
Er sagt, wenn er Durst hat oder Ruhe
braucht, und vertraut jetzt darauf, dass
er gehört und verstanden wird.
Mit den Jägern im Ort
haben wir neue Aufgaben
gefunden, die den Beteiligten
sichtlich gut tun.
Katja Bader, Assistentin
Junge Frau f indet eine reguläre Arbeitsstelle
Mayrhofen Nach einem Praktikum im
Sozialzentrum stand für Lucie Dufkova
zweifelsfrei fest, dass sie die Lebenshilfe
verlässt und die Halbtagsstelle in
der dortigen Wäscherei annimmt. „Hier
lege ich die Wäsche zusammen, bügle,
richte das Frühstück für das Personal
her und spüle nach dem Frühstück
das Geschirr“, beschreibt die 20-Jährige
und freut sich über Lob vom Chef:
Foto: Barbara Abler Foto: Katja Bader
Fioto: Anna Plattner
Beim Arbeiten in der Gemeinde nutzen
alle ihre Talente und bringen sich ein. Lucie Dufkova hat eine Arbeit gefunden.
„Lucie hat sich gut eingelebt und tut
unserem Team gut. Durch ihre ruhige,
positive Art sorgt sie dafür, dass die
Stimmung in der Wäscherei gelöst und
konfl iktarm ist.“
Nach einer intensiven Phase der
Vorbereitung und Begleitung bewegt
sie sich heute eigenständig durchs
ganze Haus. „Wenn ich Wäsche verteile,
treffe ich viele Bewohner, das
freut mich sehr. Ich bin sehr gerne hier
und die Arbeit macht mir Spaß!“ Auch
Das macht sie und ihre Familie glücklich.
ihr Vater ist zu Freudentränen gerührt
und stolz, wie gut sich seine Tochter
hier einbringt.
Lucie Dufkova ist die vierte Klientin
in der Region, die durch das
Pilotprojekt „Inklusive Arbeit“ eine
reguläre Anstellung gefunden hat. Die
vom Land Tirol fi nanzierte persönliche
Begleitung hat sich also gelohnt.
Klient/innen aus Reutte beteiligen sich an
den Arbeiten in ihrer Nachbarschaft.
Lechaschau In Reutte unterstützen
Klient/innen die örtliche Jägerschaft
bei der Wildtierfütterung. „Als ich den
Waldsteig zum ersten Mal sah, war ich
unsicher, ob alle den Weg schaffen“,
erinnert sich Assistentin Katja Bader
an den Marsch zur Futterstelle. Doch
vor Ort sind alle von der Arbeit im Wald
begeistert. Rasch lernen sie, wo das
Heu hinkommt und wie das Rehfutter
Heute war ich arbeiten!
Wörgl Seit April übernimmt Florian
Schneider Gartenarbeiten im Seniorenheim.
Er und vier Kolleg/innen haben
hier Aufgaben gefunden, die sie selbständig
erledigen: mähen, jäten, Wege
kehren, Blumen gießen. Alle arbeiten
gern und freuen sich über das Lob der
Bewohner/innen. Diese kleinen Erfolge
befl ügeln und machen allen Lust auf
neue Aufgaben.
12 LEBENS.WELT 21-4