Ein junger Mann
packt an
„Wenn ich schon da bin, mach ich es
g’scheit“, sagt Patrik Podolan. In seinem
Zivildienst leistet er herausragend
gute Arbeit und wird dafür zum Zivildiener
des Jahres 2020 gekürt.
„Gut so“, sagt Patrik Podolan aufmunternd
und blickt aufmerksam auf einen Mann, der
im Stiegenhaus Stufe für Stufe überwindet.
Das linke Bein zieht er mehr, als er es
aktiv bewegt, denn Kraft hat er nur auf der
rechten Seite. Trotzdem hält er sich nur am
Gehstock. „Das hab ich mit Patrik gelernt!
Nach all meinen Therapien war er genau die
Therapie, die ich gebraucht hab“, sagt Stefan
Lorenz. Früher war er sehr sportlich – so
wie der Zivildiener neben ihm. Seit einem
Arbeitsunfall ist er linksseitig gelähmt und
verbringt seine Tage in einer kleinen Außenstelle
der Lebenshilfe in Pflach.
Der eigene Antrieb zählt
„Man sagte mir, ich werde meinen Fuß nie
wieder bewegen können“, erzählt er von der
Zeit nach dem Unfall. Als Patrik Podolan ihm
vorschlägt, an einem nahegelegenen
Aussichtsturm Treppen zu steigen,
stellt sich der Familienvater der
Herausforderung. Fortan trainieren
die beiden täglich. Jede Woche
nehmen sie sich vor, einen Halbstock
mehr zu schaffen. „Stefan hat nicht allen
Zivis vertraut“, erzählt eine Kollegin, „aber
bei Patrik war klar, dass er ihn nicht nur auffangen,
sondern zur Not auch runtertragen
kann.“ Nur drei Wochen später schafft Stefan
Lorenz alle 120 Stufen und kommt aus
eigener Kraft ganz oben an. „Wir haben
gleich seine Frau angerufen und gemeinsam
Freudentränen geweint“, erinnert sich eine
Assistentin.
Obwohl Patrik Podolan ohne Vorerfahrungen
in den Zivildienst gestartet ist,
gelingt es ihm gut, Menschen zu motivieren,
dass sie Neues ausprobieren und das Beste
aus sich herausholen: „Wenn einer sagt, es
geht nicht, dann versuche ich es trotzdem.
Und irgendwie geht es immer.“ Mit jugendlichem
Optimismus und bestärkt durch
eigene Trainingserfahrungen nimmt er Herausforderungen
im Zivildienst sportlich.
Mutig auf alle zugehen
Schon in der ersten Woche seines Zivildienstes
schafft er es, einen großen Mann
zu begleiten, der sehr kräftig ist und bei
Stress mit Wutausbrüchen und Aggressionen
reagiert. Aus diesem Grund wurde der
30-Jährige bisher nur von erfahrenen Assistent/
innen begleitet und zur Arbeit und nach
Hause gefahren. Der Zivildiener ist hingegen
gleich bereit, ihn kennenzulernen.
Bald darauf nimmt er ihn wie alle anderen
im Lebenshilfe-Bus mit. Wenn der Mann
morgens noch nicht fertig ist, klopft der
junge Fahrer kurzerhand an die Zimmertür,
erinnert ihn an die Abfahrt und steht ihm
beim Anziehen zur Seite. „Das hat seit Jahren
keine Hilfskraft mehr geschafft!“, erklärt
ein Hauptamtlicher respektvoll, und seine
Kollegin bringt es auf den Punkt: „Patrik ist
Zivildienst
in deiner Region:
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der Lebenshilfe Tirol werden?
lebenshilfe.tirol/zivildienst
zivildienst@lebenshilfe.tirol
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