Adverb; Bedeutung: „Kennzeichnet einen meist halbherzigen, nicht überzeugenden Einwand und weist
auf eine ursprüngliche, aber schon aufgegebene Absicht hin.“ (Quelle: www.duden.at)
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EIGENTLICH...
liche Versorgung mit Lebensmitteln gewährleisten sollen, ist sicher nur
eine Zeitungsente. Nebenbei ist das Abfließen der Wertschöpfung aus
der Region durch Dividendenzahlungen an Aktionäre eigentlich doch
gerechtfertigt, wenn diese schon den Agrarkapitalgesellschaften ihr
Geld zur Verfügung stellen; und die systematische Konzentration der
landwirtschaftlichen Flächen in den Händen weniger Holdings bzw.
Konzerne wird eigentlich nur schlechtgeredet. Obwohl Großkonzerne
die Wasserressourcen in Europa, Afrika und anderswo aufkaufen und
zu ihrem eigenen Vorteil ausbeuten während sie gleichzeitig der ortsansässigen
Bevölkerung die Trinkwasserversorgung abgraben, ist es
eigentlich ok wenn wir Wasser in Plastikflaschen kaufen, weil diese
ja sooooo praktisch sind. Und weil wir diese Plastikflaschen ohnehin
in den richtigen Entsorgungscontainer werfen braucht es uns nicht
weiter zu stören, dass in den Ozeanen so viel Plastik herumschwimmt.
Weil es eigentlich nichts mehr zu kaufen gibt, das nicht in Plastik verpackt
ist, können wir überhaupt nichts dafür! Und wozu sollen wir
eigentlich wählen gehen, das bewirkt ja sowieso nichts, denn manche
sind ja immer gleicher? Wir hören vom gesetzlich „verordneten“
12-Stunden-Tag, der selbstverständlich auf Freiwilligkeit beruht, also
warum regen wir uns eigentlich so auf? Wir sollten uns freuen über die
kolportierten Ideen, das sogenannte „Gold-Plating“ zu verringern, weil
wir ja eigentlich sowieso viel zu viel Urlaub haben, die Mutterschutzregelungen
eigentlich völlig überzogen sind und es Gewerkschaften
sowieso nicht braucht. Die Industrie wünscht sich, bestimmte Projekte
durchboxen zu können, gegebenenfalls auch gegen Umwelt- und Tierschutz,
der eigentlich der kapitalistischen Maxime der Profitmaximierung
sowieso bloß im Weg steht. Das alles dient doch eigentlich bloß
uns allen, denn: geht’s der Wirtschaft gut, geht’s uns allen gut … oder
nicht? Deshalb entwerfen die Gesetze nun sogenannte Lobbyisten, um
Wir leben in einer tollen Zeit! Wir leben in einer Gesellschaft, die die
Menschenrechte achtet, in einer Demokratie, die sich auf eine Verfassung
stützt, in einem Rechtsstaat, in dem alle Menschen vor dem
Gesetz gleich sind, egal welchen Geschlechts, welcher Ethnie oder
Religion, welcher sexuellen Orientierung, welcher sozialen Schicht.
Wir können unser Leben frei gestalten, unseren Beruf wählen, uns aus
freien Stücken für eine Lebenspartnerschaft, für Kinder entscheiden
oder auch nicht, und vieles mehr. Wir können uneingeschränkt glücklich
sein … eigentlich!
Denn wenn wir in die Zeitungen sehen, dann könnten wir nämlich den
Eindruck gewinnen, unsere Zeit wäre überhaupt nicht so toll. Die tägliche
Berichterstattung ist voll von Skandalen, die auf lange Sicht dann
doch wieder im Sand verlaufen, weil eigentlich alle Beteiligten nichts
Unrechtes getan haben. Die Manager großer Automobilhersteller haben
eigentlich gar keinen Anteil am Abgasskandal, die Eigentümer von
Autobahnen können eigentlich gar nichts dafür, dass die Infrastruktur
einen fortschreitend schlechteren Zustand aufweist. Konzernbosse
brauchen eigentlich kein schlechtes Gewissen zu haben, wenn sie
trotz eingefahrener Milliardengewinne tausende Mitarbeiter*innen
kündigen, um die shareholder-Ansprüche auf Dividende zu befriedigen.
Eigentlich ist alles sowieso bloß eine Frage des Marktes und der
trägt die Verantwortung! Wir alle wissen, dass Klimaschutz die Erderwärmung
zumindest positiv beeinflussen und verlangsamen könnte,
aber eigentlich ist es doch die Aufgabe der Politik für klimaneutrale
Antriebe in unseren Fahrzeugen zu sorgen. Immer mehr Investoren
kaufen Agrargrund, weil das eine Investition in die Zukunft ist. Dass
diese moderne Version von Großgrundbesitz aber der Aushöhlung der
bäuerlichen Strukturen Tür und Tor öffnet, die eigentlich unsere täg-