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NATURFREUNDE PROGRAMM WINTER 2018
der Auslöschung der eigentlich sowieso unnötigen UVPs für Mülldeponien
oder Industrieprojekte den Weg zu ebnen. Außerdem geht es uns
im Vergleich mit anderen ja sowieso bestens, also warum beschweren
wir uns überhaupt?
Eigentlich ist das alles ganz schön ignorant, wenn wir unsere Scheuklappen
aufsetzen, um ein bequemes Leben in unseren Schneckenhäuschen
zu führen. Aber was ist mit unseren Kindern und Kindeskindern?
Sind nicht eigentlich wir verantwortlich für die Welt, die wir ihnen
hinterlassen, ökologisch wie politisch? Sind nicht eigentlich wir verantwortlich
für jene Ideologien, denen wir Raum geben, die besser keinen
bekommen sollten, weil sie inhuman sind? Sind nicht eigentlich wir
verantwortlich für die zunehmend menschenfeindlichere Politik und
die immer stärker werdende turbo-kapitalistische Neidgesellschaft?
Wir wüssten eigentlich schon, wie wir es besser machen könnten,
allerdings stehen wir uns dabei selbst im Weg, weil alle anderen es ja
auch so machen und würden wir es als einzige anders machen, dann
wäre das reichlich irrational - so die vorherrschende Argumentation!
Idealismus ist eigentlich dumm und geziemt sich nicht für den modernen
homo oeconomicus, den rationalen Entscheider, den der allgegenwärtige
Pragmatismus von jeglicher Verantwortlichkeit befreit!
Eigentlich sollten wir schon lange festgestellt haben, dass man Geld
nicht essen kann, sind doch in einigen Teilen der Welt die Wälder schon
völlig baumbefreit, die Flüsse fischfrei und die Menschen perspektivlos.
Weit gefehlt!!! Die Menschheit beutet weiterhin die Natur aus,
bereichert sich auf Kosten anderer Artgenossen und findet eigentlich
nichts Schlimmes daran, weil das doch die neue kapitalistische Logik
ist, die Profite in astronomische Höhen wachsen zu lassen, auch
wenn diese nur Einzelnen zugutekommen. In einer neoliberalistischen
Leistungsgesellschaft wäre alles andere schlichtweg nicht rational!
Und weil wir diesen Pragmatismus zu unser aller Entschuldigung in
den Vordergrund rücken, haben wir auch Verständnis dafür, dass die
anderen so tun wie sie tun, denn wir würden ja auch so tun, wenn wir
in ihrer Position wären … eigentlich!
* Preise für Naturfreundemitglieder
Eigentlich sollten wir ebenso schon lange wissen, dass wir im Kleinen
auch Veränderungen herbeiführen könnten, dass sich diese vielen
kleinen Veränderungen eigentlich summieren und zu größeren Veränderungen
heranwachsen könnten. Dass wir vermehrt versuchen
könnten auf regionale Herkunft zu achten, in Plastik verpackte Güter
nach Möglichkeit vermeiden könnten, für kurze Strecken auch im
Sinne der eigenen Gesundheit nach Möglichkeit zum Rad statt zum
Auto greifen könnten oder auch mal zu Fuß gehen würden? Vielleicht
könnten wir weniger Energie verbrauchen, wenn wir das Trocknen
der Wäsche wieder der Sonne überließen? Eventuell könnten wir auf
die Beleuchtung von Schaufenstern in der Nacht verzichten, wo doch
potentielle Kund*innen zu dieser Zeit sowieso schlafen? Eigentlich
könnten wir auf ein kleines bisschen unserer täglichen Bequemlichkeit
verzichten, um anderen Menschen auch ein besseres Leben zu ermöglichen.
Außerdem bräuchten wir eigentlich nicht so viele Lebensmittel,
die durchaus noch genießbar wären, wegzuwerfen, wenn wir diese bedürftigeren
Menschen zukommen lassen könnten. Eigentlich könnten
wir Großkonzerne durch unsere Marktmacht als Konsumenten beeinflussen,
dass diese Produkte herstellen, die sich reparieren lassen, um
die Müllberge, in denen wir ohnehin bereits ersticken, zu reduzieren
und gleichzeitig lokales Handwerk zu fördern und Arbeitsplätze zu
erhalten. Eigentlich könnten wir uns zumindest in eine andere gesellschaftspolitische
Richtung bewegen, um den nachfolgenden Generationen
eine ein kleinwenig bessere Welt zu hinterlassen, auch wenn
wir dafür Verzicht üben müssten. Sollten wir uns nicht eigentlich selbst
verpflichten wieder wählen zu gehen, denn um dieses Recht für uns
zu erkämpfen haben seinerzeit Menschen mit ihrem Leben bezahlt?
Eigentlich beginnt ein langer Weg immer mit einem ersten kleinen
Schritt ...
Autorin: Dr.in Barbara Sauer-Oberlechner, Naturfreundin