DIE BIBEL AUSGELEGT 11
Wirtschaftlich ist der Libanon hoch verschuldet und wur-de
von der Regierung für zahlungsunfähig erklärt. Die
Folgen waren in den vergangenen Monaten eine massive
Inflation und ein starker Anstieg der Rohstoffpreise,
was die Industrie nahezu lahmgelegt hat. Menschen mit
niedrigem und mittlerem Einkommen sind von Hunger
bedroht.
Ganz zu schweigen von der Katastrophe der Explosion im
Hafen von Beirut am 4. August 2020, die das Elend der
Libanesen vergrößert und die wirtschaftliche Situation
weiter verschlechtert hat.
ZWEI TÖDLICHE KRANKHEITEN
Dazu kommen zwei „tödliche Krankheiten“: die konfes-sionelle
Zersplitterung sowie die politische Korruption.
Die große Anzahl von 18 religiösen Gruppen (christliche,
muslimische und auch jüdische), die alle in den verschie-densten
gesellschaftlichen Bereichen vertreten sein müs-sen
– in der Regierung, der Armee, der Justiz oder dem
Bildungswesen - macht die Verwaltung des Landes sehr
kompliziert. Jede Gruppierung hat ihre eigene politische
Partei und vertritt vorrangig religiöse Interessen. Die
starken persönlichen Interessen von Führungspersönlich-keiten
sind so sehr mit deren politischen Interessen ver-knüpft,
dass Korruption dadurch geradezu „legal“ wird.
DAS LEBENDIGE WORT
Wie können wir als Christen mit dieser Situation umge-hen?
Das „Wort des Lebens“ ist die Medizin, die Heilung
bewirkt: „Das Wort Gottes ist lebendig und wirksam. Es
ist schärfer als jedes zweischneidige Schwert und dringt
durch und durch.“ (Hebr 4,12; BasisBibel).
Die wichtigste Funktion des Wortes Gottes ist, dass es
Zeugnis von Jesus Christus ablegt. Christus sagte zu den
Schriftgelehrten: „Ihr erforscht die Heilige Schrift, weil ihr
meint, durch sie das ewige Leben zu haben. Tatsächlich ist
sie mein Zeuge.“ (Joh 5,39; BasisBibel).
Es ist wahr, dass die Heilige Schrift über Gott und das
Leben spricht, aber vor allem offenbart die Heilige
Schrift so viele Aspekte der wunderbaren Person Jesu
Christi. Paulus schreibt an Timotheus: „Und du kennst
auch von klein auf die Heilige Schrift. Sie kann dir das nö-tige
Verständnis vermitteln, damit du durch den Glauben
an Christus Jesus gerettet wirst.“ (2 Tim 3,15; BasisBibel).
Die Heilige Schrift gibt uns die Weisheit, mit schwierigen
Situationen umzugehen (2 Tim 3,16-17). Petrus schreibt:
„Wie neugeborene Kinder nach Milch schreien, sollt ihr
nach dem echten Wort verlangen. Dadurch wachst ihr im
Glauben heran, sodass ihr gerettet werdet.“ (1 Petr 2,2;
BasisBibel). Das Wort nährt das geistige Leben, das Gott
mit seinem Atem in uns eingepflanzt hat, und dieses Le-ben
ist fähig, allen Arten von Tod zu trotzen, denen wir
gegenüberstehen. Schließlich entfacht das Wort Gottes
in uns die Hoffnung, die uns die Kraft gibt, mit den Frus-trationen
umzugehen, die große Herausforderungen mit
sich bringen können (Röm 5,5).
Die katastrophale Situation im Libanon brachte für uns
in der Bibelgesellschaft viele neue Möglichkeiten, dieses
lebendige Wort zu verbreiten. Der Hunger nach einem
„Wort des Lebens" hat zugenommen. Wir haben alle
Programme und Angebote, die sich auf „das Wort“ und
auf die seelsorgerliche Begleitung durch „das Wort“ be-ziehen,
ausgebaut.
Schließlich ist die Kultur des Lebens, die sich mit „dem
Wort“ verbreitet, das einzig wirksame Heilmittel für die
Krankheiten des Landes.
Übersetzung: Stephanie Dorner
Issa Diab ist evangelischer
Theologe und Professor an der
Theologischen Fakultät der
Universität St. Joseph in Bei-rut.
Er ist seit vielen Jahren
auch als Übersetzungsberater
für den Weltbund der Bibelge-sellschaften
tätig.
Foto: Bibelgesellschaft im Libanon
„
SCHLIESSLICH ENTFACHT DAS
WORT GOTTES IN UNS DIE
HOFFNUNG, DIE UNS DIE KRAFT
GIBT, MIT DEN FRUSTRATIONEN
UMZUGEHEN, DIE GROSSE
HERAUSFORDERUNGEN MIT
SICH BRINGEN KÖNNEN.
ISSA DIAB