Jordanien ✛
die Bibel aktuell | 5
Flüchtlingskinder in Jordanien freuen sich über ihre Kinderbibeln.
Foto: Horst Scheurenbrand/DBG
Foto: Tobias Keil/DBG
Besuch bei der Bibelgesellschaft
Jordanien ist eines der sichersten Länder des Nahen Ostens. Die Bibelgesellschaft vor Ort hilft
Flüchtlingen aus Syrien und dem Irak. Horst Scheurenbrand, Leiter der Weltbibelhilfe der
Deutschen Bibelgesellschaft, ist nach Jordanien gereist und berichtet von seinen Eindrücken.
Flucht, Vertreibung, Krieg und Gewalt bestimmen heute
große Teile des Nahen Ostens. Dennoch: Christliches
Leben in der arabischen Welt braucht auch langfristig
eine Zukunft . Deshalb hat sich innerhalb des Weltbundes
der Bibelgesellschaft en die „Levant Cooperation Group“
gebildet, zu der sich Bibelgesellschaft en aus der Region
mit fördernden Bibelgesellschaft en aus Europa und den
USA zusammengetan haben. Ein Brennpunkt ist aktuell
die Situation in Jordanien.
Überfordernde Situation
Ich war in den Jahren 2014 und 2016 in Jordanien und
habe mit vielen engagierten Mitarbeitenden der Bibelgesellschaft
gesprochen. In diesem arabischen Land zeigt
sich, dass der größere Teil der Flüchtlinge aus Syrien und
dem Irak in den Nachbarländern Aufnahme sucht. Die
Zahl der Flüchtlinge, die Jordanien aufgenommen hat,
bewegt sich je nach Quelle zwischen einer und drei Millionen
– und das bei gut sechs Millionen Einwohnerinnen
und Einwohnern. Das Königreich ist mit dieser Situation
überfordert, denn internationale Hilfe fl ießt nur spärlich.
Die Bibelgesellschaft verbreitet Gottes Wort, bietet seelsorgerliche
Hilfe an und versorgt gemeinsam mit einheimischen
Kirchen die Flüchtlinge mit dem Nötigsten.
Bei meinem Besuch im Frühjahr 2016 habe ich Samira
kennengelernt, eine irakische Christin. Ihre Erlebnisse
stehen für die vieler Flüchtlinge und haben mich sehr
berührt. Sie musste mit ihrem Mann und ihren beiden
Kindern aus einem Dorf in der Nähe von Mossul im Irak
fl iehen. Ihr Mann starb unterwegs an einem Herzinfarkt.
Samira und ihre Kinder fanden in Jordanien Unterkunft
in einer Kirche und wurden von der Bibelgesellschaft
versorgt. Dort schenkte man ihr eine Bibel. Samira hat mir
erzählt, dass sie in ihrer Heimat wenig in der Bibel gelesen
hat. Jetzt lese sie aber täglich. Ihr Lieblingsvers lautet: „Ist
Gott für uns, wer kann wider uns sein?“ (Röm 8,31). Die
Geschichte dieser irakischen Christin hat mir gezeigt,
wie wichtig es ist, dass Gottes Wort zu denen kommt, die
angesichts ihrer Lebenssituation jede Hoff nung verlieren
könnten.
Das Team der Hoff nung
Für Kinder und Jugendliche bietet die Bibelgesellschaft
unter dem Stichwort „Children Ministry“ ein eigenes
Programm an. Es ist off en für alle Jungen und Mädchen
in Jordanien, für Christinnen und Christen sowie Musliminnen
und Muslime, Einheimische und Flüchtlinge.
Die Mitarbeitenden-Gruppe nennt sich „Team of Hope“.
Die Veranstaltungen fi nden an einem Freitag statt, da
dies in muslimischen Ländern der traditionelle freie Tag
ist. Es geht um Th emen aus der Bibel – aufb ereitet durch
ein Puppenspiel, in Sketchen oder im Video dargestellt. Es
gibt außerdem Zeiten zum Singen, Basteln und Spielen.
Die Kinder, auch wenn sie aus christlichen Familien kommen,
haben kaum Wissen über die Bibel und den Glauben.
Ich habe mit ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen gesprochen.
Sie haben mir berichtet, dass die Kinder meist zu
Beginn des Programms sehr verschlossen seien. Für viele
Mädchen ist es außerdem eine völlig neue Erfahrung zu
hören, wie wertvoll sie in Gottes Augen sind. Erst nach
dem zweiten oder dritten Treff en fassen
sie Vertrauen. Ein Kind sagte nach zwei
Monaten: „Ich möchte mehr erfahren
von Gott und Jesus, ich möchte beten.“
Horst Scheurenbrand leitet die Abteilung
„Weltbibelhilfe“ der Deutschen
Bibelgesellschaft .