DIE BIBEL AUSGELEGT 11
geht jedoch mit der Verheißung ewigen Lebens einher.
Jesus nachfolgen heißt, in der Hoffnung zu leben, die
uns im Advent versprochen wird und die an Weihnachten
ihren Höhepunkt erreicht.
Der Abschnitt aus dem Kolosserbrief spricht darüber,
worum es beim Leben mit der Bibel geht. Es sind die
bewährten Methoden und die Rahmenbedingungen, die
es ermöglichen, dass das Wort Christi reichlich unter uns
wohnen kann – und das nicht nur als einzelne Chris-tinnen
und Christen, sondern auch als Gemeinde und
Kirche. Wie können wir im Wort Christi wachsen in einer
von der Pandemie geprägten Welt? Wie können wir Bo-ten
der Hoffnung und des Friedens werden, die Christus
uns schenkt? Was kann der Platz der Bibel sein in einer
immer multikulturelleren, multireligiöseren und säkula-reren
Gesellschaft?
Eine der großen Aufgaben der Bibelgesellschaften be-steht
darin, allen Menschen die Bibel zugänglich zu
machen. Wir schaffen diese Zugänge zur Bibel durch Bi-belübersetzungen,
aber auch, indem wir uns gemeinsam
mit den Kirchen dafür einsetzen, dass die Bibel lebendig
bleibt und die Stimme der Bibel in der Gesellschaft laut
wird. Die Pandemie hat bereits zuvor bestehende welt-weite
Ungleichheiten noch verstärkt. Interessanterweise
haben jedoch jetzt mehr Menschen als je zuvor einen Zu-gang
zur Bibel. Ob im Internet, durch Youtube-Videos,
Streaming-Angebote oder Apps auf dem Smartphone
– die Bibel ist digital zugänglich. Letztlich sind diese Zu-gänge
aber nur Werkzeuge. Der Zugang zu diesen Werk-zeugen
ist noch längst nicht das gleiche wie aus dem
Wort zu leben. Die Bibel kann nicht in unsere Herzen und
in unser Denken heruntergeladen werden.
Bibelmissionarische Arbeit muss bewährte Methoden
und moderne Technologie zusammenbringen. Wir haben
gelernt, Technologie auch für menschliche Beziehungen
zu nutzen. Aber genauso, wie wir unsere Beziehungen in
der Familie oder mit Freunden nicht nur auf dem Bild-schirm
pflegen möchten, geschieht Gottes Weg zu uns
nicht nur auf dem Bildschirm. Selbstverständlich kann
man Bibeltexte am Smartphone lesen oder anhören,
aber noch immer gilt es, sie auch zu verinnerlichen, über
sie nachzusinnen, und Jesu Einladung zu einem neuen
Leben in Fülle, das in unserem Herzen und Denken Raum
findet, anzunehmen.
Im Zentrum des Evangeliums steht Jesus Christus. Eine
ausstrahlende bibelmissionarische Arbeit ist daher eine,
die Jesus im Zentrum hat und Leben schenkt. Das Wort,
das in uns bleibt, ist ein Licht, das in die Dunkelheit
scheint. Dafür gibt es die Hoffnung. Sie ist der Weg, wie
wir resilient werden und Gesellschaften und Menschen,
die Schwierigkeiten haben, in dieser chaotischen Zeit
ihren Weg zu gehen, Frieden anbieten können. In einer
von der Pandemie und Unfrieden geprägten Welt sind wir
dazu aufgerufen, Gottes Licht auszustrahlen. Das ist nur
möglich, wenn wir gelernt haben, das Wort reichlich in
uns wohnen zu lassen.
Durch dieses Wort in uns hat Gott unserem Leben eine
neue Richtung gegeben. Wenn Gottes Wort uns prägt,
werden Hoffnung und Frieden von uns ausgehen. Wir
müssen nur die bewährten Praktiken wiederentdecken,
die es Gottes Wort ermöglichen, in uns zu wohnen und
uns zu prägen. Paulus ist sicher, dass Gott bei uns am
Werk ist – jeden Tag!
Denn Gott bringt euch dazu, dass ihr nicht nur so handeln
wollt, wie es ihm gefällt. Er sorgt vielmehr dafür, dass ihr
es auch könnt! (...) Denn ihr haltet am Wort des Lebens
fest. (...) Ja, ich freue mich wirklich mit euch allen! Und
ihr sollt euch genauso freuen.
Philipper 2,13.16-18 (BasisBibel)
„
MAN KÖNNTE SOGAR
SAGEN, DASS DIE
NACHFOLGE JESU DIE
EINLADUNG ZU EINEM
UNBEQUEMEN LEBEN
IST!
Rosalee Velloso Ewell,
PhD, leitet die Abtei-lung
„Kirchliche Be-ziehungen“
im Weltbund
der Bibelgesellschaften
(UBS). Die aus Brasilien
stammende Theologin lebt
in England.
Foto: privat