DIE BIBEL IN PERU 05
Dieses Mädchen im Urubamba-Tal
hat jahrelang am Programm „Brot des
Lebens“ teilgenommen. Nun hat ihre
Familie den Weg aus der Armut gefun-den.
Foto: Roland Krause
In Parachutec reiht sich Wellblechhütte an Wellblech-hütte.
Manche sind mit Strohmatten abgedeckt,
andere mit notdürftig festgenagelten Plastikplanen. Es
gibt keinen Strom und keine Wasserleitungen. Nur Sand
und Schlamm und Hütten, soweit das Auge reicht. Para-chutec
ist einer der vielen Slums nördlich von Lima. Wer
hier landet, der ist ganz unten angekommen. Wie viele
Menschen in Parachutec leben, weiß niemand so genau,
Schätzungen gehen von 40.000 aus.
Die peruanische Regierung ignoriert das Problem –
offiziell gibt es in Peru keine Slums. Und damit auch
keine staatliche Unterstützung. Denn wer nicht existiert,
braucht auch keine Hilfe. Dabei klafft in dem südameri-kanischen
Land trotz des Wirtschaftswachstums in den
letzten Jahren ein großer sozialer Graben. Gerade bei
der armen, oft indigenen Bevölkerung im Andengebiet
kommt der wachsende Wohlstand nicht an. Auf der Su-che
nach einem besseren Leben ziehen die Menschen in
die großen Städte. Dort landen sie meist in den riesigen,
ständig wachsenden Slums und damit mitten im Elend.
EIN ORT ZUM GLÜCKLICHSEIN
In einer der Hütten in Parachutec sind knapp fünfzig
Kinder versammelt. Sie drängen sich zusammen auf ein-fachen
Bänken. Die rohen Wände der Hütte sind liebe-voll
mit Girlanden und Tüchern dekoriert. Man spürt:
Hier herrscht eine andere Atmosphäre als draußen, in
der Trostlosigkeit des Slums. Es ist der Ort, an dem das
Projekt „Brot des Lebens“ („Pan de Vida“) der Perua-nischen
Bibelgesellschaft stattfindet. Kinder aus dem
Slum bekommen hier täglich eine Mahlzeit und erfahren
christliche Gemeinschaft. Sie lernen die Bibel kennen,
spielen und beten gemeinsam. Wer die leuchtenden Au-gen
in den verdreckten und oftmals von Hautkrankhei-ten
gezeichneten Gesichtern der Kinder sieht, versteht:
Inmitten ihres Elends haben sie hier einen Ort gefunden,
an dem sie glücklich sein können.
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DIE BIBEL FÜR MENSCHEN
AM RAND DER GESELLSCHAFT
Die Peruanische Bibelgesellschaft hat ihren Sitz in der
Hauptstadt Lima; etwa 8,5 Mio. Menschen, etwa ein
Drittel aller Einwohner von Peru, leben in Lima. Dort
unterhält die Bibelgesellschaft ein Bibelzentrum mit
Veranstaltungsräumen, hier gibt es aber auch die Mög-lichkeit,
Bibeln zu kaufen. Jährlich verbreitet die Peru-anische
Bibelgesellschaft 300.000 Bibeln. Bibelüber-setzungen
in die indigenen Sprachen Perus, aber auch
in die Gebärdensprache für Gehörlose, bleibt eine der
Hauptaufgaben der Bibelgesellschaft.
Das erfolgreiche Dauerprojekt „Brot des Lebens“ für
Kinder, die in Armut leben, hat sich über zwei Jahrzehn-te
bewährt.
INNOVATIVE ZUGÄNGE
Mit Ausbruch der Pandemie hat die Bibelgesellschaft
rasch reagiert und „Brot des Lebens“ umgestellt und
Hilfspakete mit Lebensmitteln und biblischen Schriften
für bedürftige Familien verteilt. Ein Projekt bietet Mig-ranten
aus dem benachbarten Venezuela Hilfe für das
neue Leben aus biblischer Perspektive mit entsprechen-den
Materialien an.
Nicht erst durch die Pandemie hat das Team der Bibel-gesellschaft
das digitale Angebot ausgebaut. Bibeltex-te,
aber auch Materialien zur Arbeit mit der Bibel oder
zum persönlichen Bibellesen, werden online bereit ge-stellt,
aber auch Veranstaltungen online angeboten.
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DIE PERUANISCHE
REGIERUNG IGNORIERT
DAS PROBLEM –
OFFIZIELL GIBT ES IN
PERU KEINE SLUMS.
EVA MÜNDLEIN