
Ein Mann,
der anpackt
„Geht scho!“ – Robert Staudacher nimmt die
volle Kaffeetasse vom Automaten und knallt
sie mit einem Schwung auf sein Tablett. Der
Kaffee schwappt hoch. Die hilfsbereite Praktikantin
hält den Atem an. Der Mann im Rollstuhl
blickt sie kurz an, nickt und deutet ihr:
„Ich hab alles im Griff“.
Robert Staudacher mag es nicht, dass man
ihm alles an den Tisch bringt und ihn bedient.
Auch wenn eine seiner Hände nur eingeschränkt
beweglich ist, muss ihn keiner bitten,
sich bei der Küchenarbeit zu beteiligen.
Er ist der Erste, der
nach dem Essen den
Tisch abdeckt und er
hilft auch gern, wenn
es ums Kochen geht.
Mag vieles mühsam
sein – Robert Staudacher
packt es an.
Und er findet eine
Lösung für jedes Alltagsproblem:
Anstatt
Barrieren im Kopf
überwinden
„Wenn jemand sagt, das geht nicht, beweist Robert
das Gegenteil“, bestätigt eine langjährige
Begleiterin. „Als man mir anfangs sagte, dass
er sich selber anziehen kann, war ich erstaunt.“
Doch der willensstarke Mann reckt und streckt
sich so lange, bis er angezogen ist.
Als im Haus ein Fitnessgerät angeschafft wird,
beginnt eine Assistentin dessen Sockel wie
vorgesehen mit Wasser zu füllen. Doch Robert
Im Wohnhaus achten wir auf möglichst
viel Einzelbegleitung, um den Bedürfnissen
aller Bewohnerinnen gerecht zu
werden. Eine gute Ausbildung der Mitarbeiterinnen,
gepaart mit dem nötigen
Pragmatismus, Empathie und der Fähigkeit,
Entwicklungsräume zu erkennen
und zu nutzen, ist der Schlüssel zu einer
bestmöglichen Begleitung.
Michael Eberharter,
den Salat mit einer
Hand umzurühren,
setzt er einen Deckel
auf die Schüssel und schüttelt alles, bis das
Dressing verteilt ist.
Wenn Wäsche in die Maschine muss, schnallt er
sich den Korb mit einem Gurt an den Rollstuhl,
fährt in den Keller und wirft die Maschine an.
Leitung Wohnhaus Schlitters
Staudacher besteht
darauf, sich nützlich
zu machen. Zwei Tage
lang ist er beschäftigt,
um das Teil geduldig
mit einer Flasche
zu befüllen.
Schon als Kind
drängt es ihn stets,
Neues auszuprobieren:
Ob Radfahren,
Reiten, Schwimmen,
Musikmachen oder
Motorradfahren. Dem Bub wird vieles möglich
gemacht. Noch heute liebt er die Abwechslung.
Mit Kolleginnen aus dem Wohnhaus besucht er
Autorennen, fährt Runden im Doppelsitzer-Go-
Kart, macht einen Hubschrauber-Rundflug oder
4 LEBENS.WELT 03.17