ENTLANG DER
SEIDENSTRASSE
Was lockt einen Europäer nach Zent-ralasien,
in das Gebiet der Turkvöl-ker,
bis nach Usbekistan, ins Land der
Usbeken? Ist es die Sehnsucht nach dem
Mythischen und Sagenhaften, den Mär-chen
aus 1001 Nacht? Anton Kalkbrenner
erzählt von seinem Besuch im viel-fältigen
Land und entlang der uralten
Seidenstraße.
Einsame Landschaft entlang der alten Seidenstraße. Die Stadtmauer von Chiwa. Foto: Andreas Kickinger/Biblische Reisen
Usbekistan gleicht in der Größe Schweden, ist aber
geprägt von Wüsten und Steppen. Zu den bekann-testen
Städten an der Seidenstraße zählen Taschkent,
Samarkand, Buchara und Chiwa. Sie wurden zu Handels-stützpunkten
und luxuriösen Städten. Der Fernhandel
zwischen China und Europa begann im 6. Jh. v.Chr.;
längst schon stellten die Chinesen Seide her. Bezahlt
wurde mit Gold, Weihrauch, Glas und Wolle. In der Zeit
der Römer war Seide der teuerste Luxusartikel. Bis um
400 n.Chr. ein chinesisches Monopol, war Seide danach
im ganzen Nahen Osten erhältlich. Die Bezeichnung
Seidenstraße blieb, obwohl der Handel sich auf Perlen,
Parfums, Keramik, Gewürze, Weihrauch und Metalle
ausweitete.
Die erste Religion entlang der 10.000 km langen Route
war der Buddhismus und über die selben verschlungenen
Wege gelangte die jüdisch-christlich-buddhistisch-zoro-astrisch
beeinflusste Erlösungslehre Manis bis ins Römi-sche
Reich, zu den Turkvölkern und nach China. Priester
und Missionare zogen die alten Handelswege entlang
und schufen ein multireligiöses Ambiente, in dem man
einander akzeptierte. Mit der Ausbreitung des Islam und
der Niederlage gegen die Araber im Jahre 751 n.Chr. zog
sich China vom Fernhandel zurück. Die Verbindung zwi-schen
Orient und Okzident war unterbrochen.
Immer wieder fielen in Zentralasien Nomadenstäm-me
ein. Den Höhepunkt erreichte die Vereinigung der
Turk-Mongolen unter der Führung von Dschingis Khan,
der 1221 ganz Mittelasien eroberte. Mit Timur begann
ab 1370 eine neue Gewaltherrschaft, die für knapp 100
Jahre ein Riesenreich schuf. Früher hieß er der lahme
Timur (Timur Lenk), heute wird er als Emir (Fürst) Timur
in seiner Geburtsstadt nahe Samarkand geehrt.
DIE ZEIT DER USBEKEN AB 1500
Nach den Timuriden beginnt mit einem Nomadenhäupt-ling
namens Usbek die Ära der Usbeken. Erst im 19.
Jahrhundert kamen die vier Städte unter den Einfluss des
zaristischen Russland. Nach der russischen Revolution
16 DIE BIBEL IN ZENTRALASIEN