1917 wurden die Emire endgültig vertrieben und durch
die Sowjets Räte installiert. Kriegsgefangene des Ersten
Weltkriegs wurden zu Restaurierungsarbeiten an den
mittelalterlichen Bauwerken herangezogen. Mein Groß-vater
mütterlicherseits war als Kriegsgefangener mit
dem Austauschen schadhafter Ziegel an den Minaretten
in Samarkand beschäftigt. Seinen Enkelkindern erzählte
er, dass er Kamine ausgebessert hätte…
Trotz dem Verbleib in der Sowjetunion entstand ein us-bekisches
Nationalgefühl mit Folklore, alten Handwerks-traditionen
und Renovierung der historischen Bauwerke.
Im Jahr 1991 trat die Republik Usbekistan dann aus
der Sowjetunion aus. Auf der Suche nach einer eigenen
Identität erwachte auch wieder der Islam. Die heutige
Regierungsform ist eine Autokratie ohne freies Rechts-system,
ohne freie Presse und ohne freie Wahlen.
BIBLISCHE SPUREN...
Zu meiner Überraschung bin ich auf Grabstätten zweier
biblischer Gestalten gestoßen. Daniel soll in Samarkand
in einem 18 Meter langen Sarg bestattet sein. In Buchara
befindet sich in einem Mausoleum die Quelle des Pro-pheten
Hiob. Diesen hätte die durstige Bevölkerung um
Wasser gebeten und er soll wie Mose mit einem Schlag
– allerdings auf den Boden – für frisches Quellwasser
gesorgt haben.
KUNST UND KULTUR
Aus der frühen islamischen Zeit sind nur wenige Bau-werke
„
erhalten geblieben. Vom 10. Jahrhundert an wird
bereits mit gebrannten Ziegeln gebaut und im 14. Jahr-hundert
folgt die Zeit der Monumentalarchitektur: Mo-scheen,
Minarette und Medresen werden mit Mosaiken,
Glas, Majolika und Gold verziert. Auch Filigranarbeiten
und Ziselieren von Gold, Silber und Kupfer sind berühmt
in Samarkand und Buchara. Für Europäer wirken die
Epen-Erzählungen und das Musizieren dort ungewohnt.
Im Kulinarischen darf eine Nationalspeise nicht un-erwähnt
bleiben: Plov oder Pilav. Zu allen großen Feiern
wird das Gericht aus Hammelfleisch und Reis zubereitet.
Usbekistan ist ein Land im Umbruch und vor zwei große
Herausforderungen gestellt: erstens die Demokratie-findung
bei starker Anbindung an Russland und zweitens
das Zurechtkommen mit der Katastrophe um den Aral-see,
der versalzt und stark sinkt.
Zum Abschluss noch ein persönliches Erlebnis: Als nach
drei Tagen im Land der Koffer noch nicht angekommen
war, durfte ich für ca. 100 Dollar Unterwäsche kaufen.
Es sollte sündteure Seidenwäsche von der Seidenstraße
sein – allerdings aus einem italienischen Modegeschäft…
Foto: Tor Terjansen/Norwegische Bibelgesellschaft
DIE BIBEL IN ZENTRALASIEN 17
USBEKISTAN IST EIN
LAND IM UMBRUCH.
ANTON KALKBRENNER
Mag. Anton Kalkbrenner
ist seit über 40 Jahren
Reiseleiter bei Bibli-sche
Reisen. Er war 22
Jahre lang Mitarbeiter
des Kath. Bibelwerks in
Klosterneuburg; 4 Jah-re
davon dessen Leiter.
Foto: Andreas Kickinger/Biblische Reisen