Barrieren abzubauen, die die Menschen von der
Nähe zu Gott und seiner heilsamen Botschaft
fernhalten, ist eine wichtige Aufgabe für Christen
heute, ist Teil unserer Nachfolge Jesu.
die Bibel aktuell | 13
lichen Propheten aufnimmt, ist kein Zufall: Jesus
war mit den heiligen Schrift en vertraut und legte
sie – auf eine neue Weise in Wort und Tat – aus. Mit
der Anspielung auf die Verheißungen des Jesaja zeigt
Jesus auf, dass die Heilszeit angebrochen ist und in
seinem Wirken und Tun das Reich Gottes bereits
mitten unter den Menschen begonnen hat.
Äußere und innere Barrieren
Barrieren abzubauen, die die Menschen von der
Nähe zu Gott und seiner heilsamen Botschaft fernhalten,
ist eine wichtige Aufgabe für Christen heute,
ist Teil unserer Nachfolge Jesu. Das können zunächst
rein äußere Barrieren sein. Ich denke beispielsweise
an unsere gedruckten Bibelausgaben, die für Blinde
nicht lesbar sind. Dabei erinnere ich mich an eine
Begegnung in diesem Frühjahr im Bibelzentrum.
Wir erwarteten eine Gruppe aus einer Pfarre. Zwei
ältere Damen kamen zu früh – eine führte die andere
sicher über die Stufen in den Ausstellungsbereich,
denn ihre Begleiterin war blind. Ich fragte
die beiden, ob ich in der Zwischenzeit etwas für
sie tun könne. Die blinde Besucherin fragte, ob wir
auch eine Bibel in Blindenschrift hätten. Ich gab
daraufh in der Dame einen großformatigen Band
mit dem Johannesevangelium. Mit geschickten und
fl inken Fingern begann sie sofort, die ersten Seiten zu
„lesen“ – erkannte auch gleich, dass die Seitenzahlen
in „schwarzen Zahlen“ – wie sie unsere normale
Schreibart nannte – und nicht in Braille geschrieben
waren. In schöner Sprache las sie uns die ersten
Verse des Johannes-Evangeliums vor. Ich war tief
beeindruckt davon, mit welcher Geschwindigkeit
die Besucherin aus den eingestanzten Punkten auf
der Seite Worte und Sätze bilden konnte und das nur
mit dem Tastsinn ihres Fingers. Ich empfand diese
Begegnung jedenfalls so: Wenn eine Blinde das Wort
Gottes versteht und beherzigt, ist sie eine Sehende,
auch wenn sie blind sein mag!
Barrieren können aber auch in unserem Inneren lauern.
Besonders groß ist in unserer westlichen Welt der
Zweifel an jenen Dingen, die wir nicht eindeutig beweisen,
mit eigenen Augen sehen oder berühren können.
Eine moderne Form der Blindheit könnte man
sagen! Aber auch persönliche Schuld oder schlimme
Verletzungen aus der Vergangenheit können Menschen
zu Außenseitern in der Gesellschaft machen
und von Gottes Liebe und heilsamer Nähe innerlich
fern halten. Da braucht es jene, die – in der Nachfolge
Jesu – anderen vorurteilsfrei begegnen, ihnen wieder
„auf die Beine helfen“ und die frohe Botschaft , das
Evangelium, zusagen, damit sich Gottes Plan und
Wille bewahrheiten kann, denn Gott „will, dass alle
Menschen zur Erkenntnis der Wahrheit kommen und
gerettet werden“ (1. Timotheus 2,4).
Mag. Stephanie Dorner BA hat katholische Fachtheologie
sowie Kultur- und Sozialanthropologie studiert und
ist bei der Bibelgesellschaft für bibelmissionarische
Projekte und Spenderbetreuung verantwortlich.