12 DIE BIBEL IN DER UKRAINE
Liedern, Spielen und biblischen Geschichten bringen
Abwechslung in den oft tristen Alltag. Die verteilten
Kinderbibeln gehören häufig zum Kostbarsten, was die
Kleinen besitzen.
JEDER HAT GABEN UND TALENTE
In Wowtschkiw hat das Programm begonnen. Die 17
Kinder, die hier derzeit wohnen, sind begeistert. Eine
biblische Geschichte wird auf einem Leintuch mit Filz-figuren
nachgespielt. Es geht um die „Speisung der
5.000“ und den Jungen, der fünf Gerstenbrote und zwei
Fische gibt. „Gott hat jedem von uns Gaben geschenkt,
vielleicht kannst du gut tanzen oder zeichnen“, erzählt
Juri von der Bibelgesellschaft. „Du denkst möglicher-weise,
dass du wenig hast, aber Jesus kann viel daraus
machen.“
Die meisten Kinder hören gespannt zu, aber manche ha-ben
Mühe, sich auch nur für wenige Minuten zu konzen-trieren.
Man merkt, dass sie aus schwierigen Situationen
kommen. Begeistert nehmen sie die mitgebrachten
Kinderbibeln (siehe Kasten) und die gesunden Snacks
in Empfang. Einige fangen direkt an zu blättern und
betrachten die Bilder. Ich bete dafür, dass sich das Wort
Gottes irgendwie einen Weg in ihr Herz bahnt.
DIE BIBEL MACHT SPASS
Am nächsten Tag fahren wir drei Stunden nach Süden
zu einer anderen Einrichtung in der Oblast Tscherkassy,
GOTTES WORT
IN KINDER-HEIMEN
In der Ukraine leben viele Kinder in
schwierigen Verhältnissen. Manche wer-den
aus ihren Familien genommen, weil
die Eltern sich nicht um sie kümmern.
Anfang September 2021 besuchte Silke
Gabrisch ukrainische Kinderheime.
Es ist Anfang September, der Herbst hat bereits Ein-zug
gehalten. Das Laub der Blätter hat sich verfärbt,
es ist ein kühler, aber klarer Tag, die Sonne strahlt.
Unser Kleinbus fährt auf das Gelände des Kinderheims in
Wowtschkiw, gute 100 Kilometer nördlich von Kiew. Zu-sammen
mit Kolleginnen und Kollegen der Ukrainischen
Bibelgesellschaft bin ich heute hier zu Besuch.
EINES DER GRÖSSTEN WAISENSYSTEME EUROPAS
In das Heim, das wir heute besuchen, kommen Kinder,
die aus ihren Familien genommen wurden. Sie bleiben
dort so lange, bis klar ist, wie es für sie weitergeht. Der-zeit
befinden sich circa 100.000 Kinder in der Ukraine in
solchen Einrichtungen, die meisten von ihnen sind soge-nannte
„soziale Waisen“. Ihre Eltern können oder wollen
sich nicht um sie kümmern – aufgrund extremer Armut,
fehlender staatlicher Hilfen sowie Alkoholismus oder
Drogenkonsum. Dazu kommt ein Kindergeldsystem, bei
dem nur in den ersten drei Jahren nach der Geburt ein
größerer Geldbetrag an die Eltern ausbezahlt wird.
Doch in vielen staatlichen Heimen kommen die Kinder
vom Regen in die Traufe – überfüllte Schlafsäle, man-gelhafte
sanitäre Einrichtungen, Mahlzeiten, die zwar
satt machen, aber kaum Obst und Gemüse enthalten,
sowie Personal, das sich wenig um emotionale Be-dürfnisse
kümmert. Die Ukrainische Bibelgesellschaft
engagiert sich mit Ehrenamtlichen in verschiedenen
Waisenhäusern. Wöchentliche Kinderprogramme mit
Die Kinderprogramme bringen Abwechslung und Freude in den Alltag.