16 ÖSTERREICH
Ein besonderer Moment: Bei der Taufe des kleinen Alen erklingen die Verse auf Amharisch, der Muttersprache der Familie, die aus Äthiopien stammt.
Foto: Evang. Pfarrgemeinde Leibnitz
„EIN STÜCK ALTE HEIMAT…“
- BIBELN FÜR FLÜCHTLINGE
Geflüchteten Menschen Bibelausgaben in ihrer Muttersprache
zur Verfügung zu stellen, ist ein Dauerprojekt der Öster-reichischen
Bibelgesellschaft. Eine persönliche Bibelausgabe
ist oft ein wahrer Schatz. Oft kommen Anfragen über Pfarrge-meinden,
die für die Menschen in diesen schwierigen Lebens-situationen
eine wichtige Anlaufstelle bilden. Dr. Marianne
Pratl-Zebinger, Pfarrerin in Leibnitz, hat uns von ihren Er-fahrungen
und von der Wichtigkeit einer Bibel in der eigenen
Sprache erzählt:
Als Jutta Henner von der Bibelgesellschaft 2013 bei
uns in Leibnitz zu Besuch war, erzählte sie von ihrer
Arbeit und auch davon, Bibeln in vielen Sprachen zum
Beispiel an Menschen in Gefängnissen oder eben auf der
Flucht zu verschenken. Man würde es nicht für möglich
halten, wie groß die Nachfrage nach Bibeln bei Men-schen
sei, die buchstäblich nichts mehr besitzen, nicht
einmal den Pullover, den sie tragen, denn selbst der sei
gespendet.
Merkwürdig abstrakt war das alles, damals 2013. Dann
kam der November 2014. Schon bei unserer ersten
Einladung an geflüchtete Menschen wussten wir nicht
mehr, wo wir genug Kaffeehäferln hernehmen sollten,
so viele sind gekommen. 2015 sind es noch viel mehr
geworden. Die Grenze bei Spielfeld war österreichweit in
aller Munde. Bei uns wurden Deutschkurse organisiert,
Kleiderspenden gesammelt, Kindergruppen gegründet –
und tatsächlich: Plötzlich gab es auch im kleinen Leibnitz